Paris, New York, Madrid – publikumsträchtige Städte erfinden sich ständig neu. Wer also vorhat, dank Hybridarbeit und Bleisure mehr Zeit in einer Stadt zu verbringen, könnte diese Stadtviertel als Standort in Betracht ziehen.
Nicht jeder träumt von der Arbeit am Strand. Das Leben in einer Metropole kann viel aufregender sein. Doch die Authentizität einer Stadt geht oft im Strom der Touristen verloren. Oft entdeckt man in Wohnvierteln außerhalb der Innenstadt den Charakter und den Charme einer Metropole.
Brooklyn und die gleichnamige Brücke kennen inzwischen viele New-York-Besucher. Vor allem Brooklyn Heights mit der Promenade direkt am East River ist bei gutem Wetter ein beliebter Ausflugsort, um New Yorks Skyline sowie Brooklyns stattliche Residenzen aus Sandstein zu bewundern. Weiter weg vom Wasser Richtung Fort Greene Park breitet sich das gleichnamige Stadtviertel mit einer bekannten Musikakademie sowie dem Pratt Institute aus. Die Privatuniversität besitzt einen sehenswerten Skulpturenpark. Die Hauptverkehrsadern Fulton Street, Lafayette Avenue und Dekalb Avenue bieten neben Cafés, Restaurants auch ausgesuchte Spezialläden wie den Greenlight Bookstore. In den Nebenstraßen lassen sich Reihen schöner Brownstone-Häuser entdecken. Flohmarkt-Fans zieht es jeden Samstag in die Bishop Loughlin Memorial High School, wo von April bis Ende November ein Basar abgehalten wird.
Hafenviertel haben ihren ganz eigenen Charme. So auch in Leith, wo einst Edinburgh mit der Welt handelte. Inzwischen ist Leith vor allem abends wegen seiner Pubs und Restaurants ein Publikumsmagnet geworden. Vorgemacht haben es die Einwohner der schottischen Hauptstadt, die auf der Flucht vor den Besuchern in der Innenstadt, in billigere Nachbarschaften ausgewichen sind. Nun, billig ist Leith nicht mehr, aber dieser Kiez zieht nicht nur Besucher an, die unbedingt die hier ankernde Queen Elizabeth besichtigen wollen. Leith bietet mit seinen Industriehallen vor allem genug Platz für Kunst und Kreativität. Herz dieser Aktivitäten ist die stillgelegte Biscuit Factory mit Ausstellungen, Ateliers und Kunstmärkten. Wer zudem gut zu Fuß ist, dem sei der Teil des 19 Kilometer langen Leith Walkway empfohlen, der vom Zentrum entlang des gleichnamigen Flüsschens zum Hafen führt.
Manchmal erleben ehemals weniger besuchte Viertel wie das Obere Marais Aufmerksamkeit durch neue Besucherattraktionen. In dem Fall ist es das 2014 wiedereröffnete Picasso Museum. Seitdem ist der stillere Teil des immer überlaufenen Marais in den Fokus gerückt. Denn nördlich des Musée Picasso ungefähr zwischen der Rue de Beaubourg und Rue de Turenne hat sich Haut Marais – abgekürzt HAMA – zu einem gehobenen Trendkiez entwickelt. Hauptschlagader ist die Rue de Bretagne mit Cafés, die nicht nur von Touristen besucht werden. In diesem Viertel haben sich Topgalerien angesiedelt. Doch in den engen Straßen finden sich immer noch viele Handwerker und ausgefallene Geschäfte. Bekannt ist Merci, ein Concept Store in einer ehemaligen Tapetenfabrik, der bereits seit 2009 Maßstäbe setzt. Auch der älteste Markt der Hauptstadt befindet sich in HAMA. Bereits seit 1615 versorgt der Marché des Enfants Rouges das Viertel mit Lebensmitteln.
Wer dem Gedränge in der Altstadt Prags entkommen möchte, der läuft vom Wenzelsplatz aus Richtung Nationalmuseum die Straße Vinohradskà in das gutbürgerliche Wohnviertel Vinohrady. Es wird hügelig, denn einst gab es hier Weinberge, die dem Quartier ihren Namen gaben. Hier ist nichts mittelalterlich. Das Viertel wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg eingemeindet. Prächtige Gründerzeitvillen säumen die Straßen. Rund um den Friedensplatz laden Parks, Cafés, Restaurants und Bars zum Bummeln ein. Die beste Aussicht gibt es hier an klaren Tagen vom Fernsehturm aus. Unbedingt sehenswert ist die Herz-Jesu-Kirche im Art-Déco-Stil des slowenischen Architekten Jože Plečnik.
Gentrifizierung ist der Fluch beliebter Städte. Zuerst zieht es Kreative und Künstler in industrielle Vororte wegen der bezahlbaren Mieten. Dann werden diese Arbeiterviertel hip und es drängt die Mittelklasse nach, weil die sich ebenfalls die Innenstadtmieten nicht mehr leisten kann. Im Fall von Carabanchel ist man bei Phase zwei. Das Viertel außerhalb der Ringstraße und um die U-Bahnstation Oporto ist derzeit der Ort, wo rund 130 Künstler sich in 40 ehemaligen Werkstätten und Fabriken eingerichtet haben. Im Werbesprech ist gar schon von einem neuen Soho die Rede. Das Herz der Bohemeszene pocht in einem großen Ziegelbau in der Calle de Pedro Díez 25. Einst wurden hier die dreirädrigen „Isocarro“ hergestellt, heute wird hier Kunst produziert. Cafés, Lokale mit herzhafter Kost, so wie sie einst von den Arbeitern geschätzt wurde, aber auch coole Bars sind die Vorboten weiter steigender Mieten.
Hagia Sophia, Süleymaniye Moschee und Topkapi gehören zum Pflichtprogramm, aber das Gedränge kann nerven. Wer also Seeluft schnuppern will, quartiert sich im feinen Bebek rund um den gleichnamigen Park ein. Da ist er nahe an der Wasserstraße, aber noch auf der europäischen Seite. Bebek ist ein Edel-Kiez mit einer langen Promenade voller Cafés und Restaurants. Besonders der Blick auf Istanbul bei Sonnenuntergang ist beliebt. An den Villen und den Geschäften lässt sich der Kontostand der Bewohner erahnen. Doch dazwischen lassen sich historische Paläste wie etwa das „Landhaus“ des ägyptischen Konsuls bewundern, und es locken Ecken, wo Bebek immer noch das Dorf ist, das es einmal war.
(thy)
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