DER SITZ: Die Business-Class-Kabine bietet 62 Sitze, zwei Reihen in einem separaten Abteil vor der Bordküche, elf Reihen dahinter. Mein Sitz 7K befindet sich in der ersten Reihe der hinteren Kabine, rechts am Fenster. Die Business Class ist ausgebucht, doch voll wirkt sie trotzdem nicht. Dafür sorgt die Kabinenaufteilung, die Reihen sind abwechselnd 1 – 2 – 2 bzw. 2 – 2 – 1 bestuhlt und optisch gut voneinander abgeschirmt. Was dazu führt, dass es zwölf Einzelsitze gibt, die A-Sitze in Reihen mit gerader Zahl (außer Reihe 6) sowie die K-Sitze in ungeraden Reihen. Diese thronartigen Sitze mit breiten Ablageflächen auf beiden Seiten sind vorab für Vielflieger mit HON- bzw. Senator-Status reserviert. Nachfragen beim Check-in oder am Gate lohnt sich trotzdem, oft sind noch welche verfügbar.
Die Sitze sind eine Weiterentwicklung des bisherigen Swiss-Business-Produkts. Die seitlich ausklappbaren Tische sind jetzt wesentlich massiver und damit besser für das Arbeiten am Laptop geeignet, die Sichtblenden bieten mehr Privatsphäre, auch wenn Swiss wesentlich weniger Einzelsitze offeriert als etwa Air France oder Singapore Airlines mit ihren 1–2–1-Konfigurationen in der 777. Der Business-Sitz von Swiss bietet auch mehr Ablageflächen, so ein Schuhfach in Bodennähe sowie ein Staufach mit Klappe unter dem 16-Zoll-Bildschirm, das auch Laptops oder Tablets aufnimmt.
Einige Sitze etwa in der Mitte haben bedeutend mehr Stauraum als andere – bei Sitz 7K gibt es zusätzlich noch eine offene Ablagefläche oberhalb des Bildschirms. Positiv fällt der extrem gut bemessene Fußraum auch in Bettposition auf, im Vergleich zum bisherigen Swiss-Produkt, besonders aber im Vergleich zum engen Fußkasten der Lufthansa-Business-Class. Über das Swiss-eigene pneumatische Kissen im Sitz lässt sich die Sitzfläche auf Knopfdruck härter oder weicher machen.
DER FLUG: Mit nur geringer Verspätung hebt Flug LX19 um kurz nach 13 Uhr Ortszeit in Zürich-Kloten ab. Neu an Bord ist neben Internet-Zugang, für den drei recht teure Datenpakete im Angebot sind (von 20 MB für neun Franken bis 120 MB für 39 Franken), auch die Möglichkeit, mit dem eigenen Handy zu telefonieren – zumindest auf Tagflügen sowie während der Service-Zeiten auf Nachtflügen. Doch auf dem Premierenflug ist kommunikationstechnisch der Wurm drin, Internet-Zugang klappt insgesamt nur wenige Minuten während des 8-Stunden-Flugs, Telefon und SMS nur sporadisch und bei bestimmten Providern. Die Besatzung macht dazu keinerlei Ansagen, weiß auf Nachfrage selbst nicht, wo das Problem liegt.
Mit dem neuen Unterhaltungs-und Kommunikationssystem lassen sich je Passagier bis zu drei Bildschirme gleichzeitig nutzen: der große Bildschirm vor einem, der kleine des Bedienungselements in der Armlehne sowie der des eigenen Handys, der über das bordeigene WLAN auch den Flugverlauf anzeigt. Was nicht wirklich nutzbringend ist, aber angenehm, wenn man etwa einen Film auf dem Hauptschirm angucken und auf dem kleinen die Flugstrecke verfolgen möchte. Der zuvorkommende Bordservice auf diesem Premierenflug ist ausgesprochen langsam, offenbar Anfangsschwierigkeiten. Die Vorspeise, Tafelspitz-Carpaccio, ist wunderschön angerichtet. Das Hauptgericht kommt erst zwei Stunden und 13 Minuten nach dem Start, viel zu spät, bis zum Dessert sind über drei Stunden verstrichen. Aus den vier Menü-Optionen (u. a. Kalbsrahmragout, Cordon Bleu und Zander) wähle ich das vegetarisch-asiatische Malaysia Rendang, kreiert vom Restaurant Hiltl in Zürich. Sieht langweilig aus, schmeckt aber großartig. Gut auch die Käseauswahl auf Steinplatte und das Dessert, Maronikuchen. Ein Schweizer Riesling-Sylvaner ist die perfekte Menübegleitung. Der Mittagsschlaf danach auf dem ausgefahrenen Bett ist so kommod, dass fast zwei Stunden daraus werden. Der Snack vor der Landung fällt angenehm leicht aus – Nüsslisalat (Feldsalat) sowie ein Fruchtsalat.
ANKUNFT: Fast auf die Minute pünktlich landet LX14 in New York und dockt am Terminal 4 an. Lange Schlangen vor der Passkontrolle, doch für Ankömmlinge aus Visa-freien Ländern wie Deutschland, die nicht zum ersten Mal ihr ESTA nutzen, bieten sich die neuen Kioske an, die die Einreise sehr beschleunigen, auch bei Warteschlangen vor den Schaltern.
FAZIT: Die Boeing 777-300ER bietet vor allem Business-Class-Kunden von Swiss ein deutlich verbessertes Produkt, das neben der Austrian-Airlines-Business- Class das beste im Lufthansa-Konzern sein dürfte. Wenn der Bordservice Normaltempo erreicht und das Internet funktioniert, ist das ein sehr solides Angebot.
ZAHLEN & FAKTEN
Flug: LX14
Flugzeugtyp: Boeing 777-300ER
Sitzkonfiguration: 1 – 2 – 2 bzw. 2 – 2 – 1
Sitzabstand: 60 Zoll = 152,4 cm
Sitzbreite: 20,5 Zoll = 52,07 cm
Neigungswinkel Rückenlehne: 180°
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