Das insolvente Vielflieger-Programm Topbonus von Air Berlin hat am Dienstag (29. August) mitgeteilt, den Geschäftsbetrieb unter einem Insolvenzverwalter wieder aufzunehmen. Gibt es also noch Hoffnung für die gesammelten Meilen der 4,3 Millionen Topbonus-Mitglieder? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Nein. Kunden können vorerst weiter keine Meilen einlösen. Das Sammeln bei Air Berlin ist weiter ausgesetzt. Bei anderen Programmpartnern ist das Sammeln wieder möglich, aber die Meilen werden erst angerechnet, wenn das Programm fortgeführt werden sollte. Und ob das passiert, ist weiterhin offen.
Doch. Das Bonusprogramm bleibt erst mal bestehen, auch der rührige Geschäftsführer Anton Lill bleibt auf dem Posten. Das sah vergangene Woche noch ganz anders aus. Mehrheitseigner Etihad hatte klar erklärt, dass er das Topbonus-Programm nicht weiter führt. Für Insider war damit klar, dass Etihad „den Stecker ebenso gezogen hat wie bei Air Berlin selbst“. Nun ist Etihad aus dem Spiel und Topbonus-Geschäftsführer Lill sucht gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Christian Otto nach Investoren, die das Loyalitätsprogramm fortsetzen.
Viele. Immerhin besitzt Topbonus die Daten und kompletten Reisehistorien von 4,3 Millionen Vielfliegern, dazu deren Mailadressen, Lieblingsstrecken, Reisezeitpunkte. Das zusammen ist eindeutig ein gefundenes Fressen für alle Airline-Marketingleute.
Nun ja, wer mit den Daten etwas anfangen will, der sollte die Mitglieder halten. Und wer sie halten will, der muss ihnen etwas bieten. Da eignen sich am besten Meilen. Die Erfahrung zeigt, dass Meilenprogramme untergegangener Fluggesellschaften oft in das Programm des Käufers integriert wurden. So landeten einst die TWA-Meilen bei American Airlines und die PanAm-Meilensammler fanden sich bei Delta. Selbst im besten Fall ist allerdings davon auszugehen, dass ein neuer Eigner die vor der Insolvenz gesammelten – und damit eigentlich wertlosen – Meilen nicht 1:1 eintauschen wird.
Solange die Zukunft der insolventen Air Berlin beziehungsweise ihrer Flugzeuge nicht geklärt ist, wird sich auch beim Topbonus nicht viel tun. Falls eine Folgegesellschaft z.B. mit innerdeutschen Flügen den Betrieb aufnimmt (was das Kartellamt fordern wird), dann wird diese Folgegesellschaft ein Meilenprogramm brauchen. Egal, ob der Käufer nun Wöhrl heißt oder Lauda oder Easyjet oder sonstwie. Je mehr allerdings an die Lufthansa geht, umso weniger sind die Meilen wert.
Eigentlich ist ein rechtlich eigenständiges Bonusprogramm natürlich gut für die Meilensammler, sobald die Fluggesellschaft insolvent wird. Allerdings lief es offenbar schon lange nicht mehr wie eigentlich vereinbart: nämlich so, dass Air Berlin die Meilen bei Topbonus kauft, um sie an die Passagiere zu verteilen. Weil Air Berlin klamm war, gab Topbonus notgedrungen Meilen auch ohne sofortige Bezahlung an Air Berlin ab, wurde also Gläubiger – und mit der Insolvenz der Fluggesellschaft einer der Hauptgeschädigten. Gleichzeitig fehlte das Hauptlockmittel für die Mitglieder – nämlich Prämienflüge – und zu Hunderttausenden versuchten besorgte Nutzer die aus Angst vor dem Meilenverfall hastig noch ihre Punkte gegen irgendetwas einzutauschen. Da blieb Topbonus gar nichts übrig, als selbst Insolvenz anzumelden.
Da sieht es leider nicht gut aus. Topbonus hat wohl keine Rücklagen gebildet oder sie zumindest in der Airberlin-Insolvenz verloren. „Da wird wohl nichts zu holen sein“, sagt Felix Methmann, Reisejurist beim Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin, der Stiftung Warentest.
Air Berlin selbst verspricht, dass die Mitglieder des Meilenprogramms Topbonus die Annehmlichkeiten eines „erflogenen“ Vielfliegerstatus weiter nutzen können. Und zwar einmal bei Air Berlin selbst, solange die Gesellschaft in der Luft bleibt. Außerdem gewähren die Partner aus dem Oneworld-Verbund offenbar ebenfalls weiter die Statusvorteile für Inhaber einer Topbonus Silber-, Gold- und Platinumkarte, also z.B. Lounge-Zugang, Priority Services, kostenfreie Sitzplatz-Reservierung, etc.
Rechtlich ja. Die Teilnahme an dem Vielfliegerprogramm besteht fort, ein Zugriff auf das Konto und die Abfrage des Meilenstandes ist weiterhin möglich, teilte Topbonus den Programmteilnehmern per Mail mit. Auch der Kundenservice bleibt erreichbar.
Die 72.000 ausgegebenen Air Berlin Visa Karten behalten ihre Gültigkeit und können weiter eingesetzt werden. Vertragspartner ist ja nicht Air Berlin, sondern die Landesbank Berlin (LBB). Für die meisten Nutzer dürfte allerdings der Hauptgrund für den Vertragsabschluss das Sammeln und Einlösen von Bonusmeilen gewesen sein – und beides geht ja un nicht mehr. Wer deshalb die Karte kündigen will, der kann das hier tun: Landesbank Berlin AG, airberlin KreditkartenService, Postfach 11 08 05, 10839 Berlin.
(hwr)