Der deutsche Mittelstand ist in der Lage, im Vergleich zu den großen Konzernen schneller auf das aktuelle politische Geschehen zu reagieren. Indien ist dabei der große Sieger.
Der KMU-Reisereport 2024 der Softwarefirma HR Works bestätigt, was gegenwärtig die deutsche Außenpolitik predigt. Da ist viel von De-Risking die Rede. Wie flink kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die Politik beim Wort genommen haben, lässt sich anhand der Reiseströme ablesen.
So stand 2019 Indien noch nicht für KMU im Mittelpunkt. Das jedoch änderte sich mit der Pandemie, als indische Dienstreisen sukzessive in dem Maß zunahmen wie Chinas abnahmen. Der Höhepunkt wurde 2022 erreicht, als Russland die Ukraine angriff. In jenem Jahr schoss der Geschäftsreiseanteil nach Indien auf 78,9 Prozent, während Chinas auf rund 21 Prozent schrumpfte. Inzwischen liegen die Dienstreiseanteile von Indien und China bei rund 50 Prozent.
Land | Dienstreiseanteil 2019 | Land | Dienstreiseanteil 2023 | ||
1 | USA | 33,8 Prozent | 1 | USA | 38,2 Prozent |
2 | China | 18,6 Prozent | 2 | Türkei | 11 Prozent |
3 | Japan | 12 Prozent | 3 | Japan | 10,2 Prozent |
4 | Türkei | 9,2 Prozent | 4 | China | 10,1 Prozent |
5 | Russland | 7,7 Prozent | 5 | Indien | 10 Prozent |
6 | VAE | 5,2 Prozent | 6 | 6,6 Prozent | |
7 | Indien | 4,8 Prozent | 7 | Singapur | 5 Prozent |
8 | Singapur | 3,1 Prozent | 8 | Kanada | 3,3 Prozent |
9 | Kanada | 3,1 Prozent | 9 | Mexiko | 3 Prozent |
10 | Israel | 2,5 Prozent | 10 | Israel | 2,7 Prozent |
Für Indien bedeuten die Zahlen Wachstum. Es hat sich damit zum fünftwichtigsten Dienstreiseziel außerhalb Europas entwickelt. Noch 2019 machte Indiens Anteil an den außereuropäischen Top-Ten-Geschäftsreisezielen gerade einmal 4,8 Prozent aus. 2023 waren es schon 10,0 Prozent. Für China dagegen verheißen ähnliche Prozentsätze lediglich eine Erholung. Im internationalen Vergleich sackte die Volksrepublik unter den Top-Ten-Reisezielen von Platz zwei auf Platz vier ab.
Insgesamt war Asien mit 45,3 Prozent aller außereuropäischen Dienstreisen 2023 vor Nordamerika mit 32,8 Prozent das wichtigste Reiseziel außerhalb der EU für Geschäftsreisende kleiner und mittelständischer Unternehmen. Dabei waren Japan, China und die Vereinigten Arabischen Emirate die drei wichtigsten Reiseziele in Asien. Asiens Vorsprung lag mit 45,1 Prozent der Dienstreisen im Vergleich zu Nordamerika mit 28,5 Prozent höher. Bemerkenswert ist, dass es Nordamerika in den letzten fünf Jahren gelang, an Attraktivität zurückzugewinnen.
Überraschend ist zugleich der 2023 nach wie vor geringe Anteil der Geschäftsreisen nach Südamerika mit 3,2 Prozent im Vergleich zu Afrika mit 8,1 Prozent – obwohl die südamerikanischen Staaten zum Beispiel 2022 zusammengenommen ein höheres Bruttoinlandsprodukt erwirtschafteten als die Staaten Afrikas. Demgegenüber war die Abnahme der Dienstreisetätigkeit von 12,5 Prozent auf 8,8 Prozent in die Region Europa/Asien absehbar. Ursache war der Rückgang der Dienstreisen nach Russland im Zuge des Ukrainekriegs.
(thy)
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