Seit 2008 erforscht das Fraunhofer Institut das Hotel der Zukunft – seit April ist es Realität: Das „Schani“ ist das erste Haus, das die Theorie in die Praxis umsetzt. Unsere Chefredakteurin Sabine Galas hat das Hotel besucht …
Der erste Anblick hat nicht viel Futuristisches: Ok, die Fassade ist auffällig, sie greift optisch das Wiener Geflecht der Gebrüder Thonet auf. Wer jedoch Roboter erwartet, die beim Gepäck helfen, oder Drohnen, die den Weg zum Zimmer weisen – der kann getrost aufatmen. Das Schani, Wiens neuester und vermutlich fortschrittlichster Hotelzugang, wirkt überraschend bodenständig.
Das Haus am neuen Wiener Hauptbahnhof ist das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit und des Pioniergeists einer österreichischen Hoteliersfamilie – erstmals seit Beginn des Projekts „FutureHotel“ im Jahr 2008 werden die gewonnenen Erkenntnisse praktisch umgesetzt und ausgewählte Innovationen in den laufenden Betrieb übernommen.
Ein großer Moment für Architektin und Stadtplanerin Vanessa Borkmann, die das Fraunhofer-Projekt aus der Taufe hob. Zusammen mit wechselnden Partnern aus Wirtschaft und Industrie forscht die junge Wissenschaftlerin mit einem interdisziplinären Team am Hotel der Zukunft – ihr Ziel: die Entwicklung von Lösungen, die Gäste zufrieden und die Branche zukunftsfähig machen. Die Basis: Grundlagenforschung, Trendstudien, Kunden- und -Expertenbefragungen. Seit acht Jahren analysieren Borkmann und ihre Helfer den Hotelmarkt und -betrieb, erstellen Gästeprofile und entwickeln darauf zugeschnittene Raumkonzepte, Dienstleistungsangebote und Technologien.
Nach der theoretischen Vorarbeit geht’s ins Labor – zur Verfügung stehen dem Forscherteam der „Showcase FutureHotel“, ein visionäres Hotelzimmer im Fraunhofer-in-Haus-Zentrum in Duisburg und das „Urban Living Lab“, eine Stadtlandschaft im Zentrum für Virtuelles Engineering ZVE des Fraunhofer IAO in Stuttgart. Hier werden Prototypen und Pilotlösungen zusammengeführt und getestet, „hier basteln wir mit den Herstellern“ sagt die Projektleiterin. Automatisierter Check-in oder Türöffnung per Smartphone werden ebenso auf ihre Praxistauglichkeit erprobt wie Lichtzargen, die dem Gast den Weg durch den Hotelflur weisen, oder die interaktive Steuerung von Beleuchtung, Raumklima und Bett.