Die EU-Kommission hat einen Entwurf zum Thema Plastikmüll vorgelegt, der auch das Ende der sogenannten Amenities besiegelt. Wann das Verbot kommt, weiß aber niemand. Kalifornien und manche Hotelketten sind da schon weiter.
Sie sind unschlagbar praktisch: Shampoo, Seife und vielleicht sogar noch eine feine Body Lotion in stylishen Plastikfläschchen hübsch aufgereiht im Gästebad. Ein nettes Souvenir für den Gast, ein ideales Werbemittel für den Hotelier. Doch damit dürfte in Zukunft Eu-weit Schluss sein. Wie der Spiegel und zuletzt RND berichteten, hat die EU-Kommission neue Vorschläge im Umgang mit Plastikmüll erarbeitet, die auch der Mini-Menagerie in der Nasszelle ein Ende setzt.
Bis dato setzt die Kommission im Rahmen des Green Deal auf eine schrittweise die Reduzierung des Plastikmülls. So sind seit Juli 2021 bereits Trinkhalme, Einweggeschirr und Ähnliches aus konventionellem Kunststoff verboten. Als nächstes sind Einwegverpackungen aller Art – darunter auch die beliebten Hotelshampoos – dran.
Der Vorschlag ist mehr als notwendig, denn pro Jahr kommen der EU zufolge auf jeden Einwohner der Gemeinschaft 180 Kilo Verpackungsmüll. Abfall, der die Weltmeere verschmutzt und das Ökosystem zerstört. Derzeit haben sich nach Schätzungen des WWF rund 80 Millionen Tonnen Kunststoffabfall in den Ozeanen angesammelt.
Doch so dringlich ein zügiges Verbot wäre, so schwer ist es abzuschätzen, wann die Einwegverpackungen aus dem Verkehr gezogen werden. Der Vorschlag muss erst den EU-parlamentarischen Gesetzgebungsweg durchlaufen mit Beratungen, Abstimmungen, Änderungen. Fest steht nur, dass die Verpackungsbranche bis 2050 klimaneutral sein soll.
Vielleicht sollte die EU sich ein gutes Beispiel an Kalifornien nehmen. Dort wurde bereits 2019 in Sachen Plastikmüll eine Vorschrift durchgewinkt, die ausdrücklich die Einwegverpackungen in der Hotellerie betrifft. Sie untersagt jegliche Ausgabe von Amenities in Kunststoffverpackung. Wer sich nicht daran hält, dem droht eine Geldbuße von 500, im Wiederholungsfall bis 2000 US-Dollar.
Die Regierung Kaliforniens hat in diesem Fall weitsichtig und flink reagiert. Sie hatte allerdings Rückenwind von den großen Hotelketten wie IHG (Intercontinental Hotels Group) und Marriott, die zu diesem Zeitpunkt bereits verkündet hatten, auf größere und nachhaltigere Seifen- und Shampoo-Spender umzusteigen. Seitdem haben Marriotts über 5700 Hotels mit insgesamt 856 000 Zimmern weltweit Schritt für Schritt bis Ende 2021 ihre Einwegbehälter aus dem Verkehr gezogen. Und IHG hat im gleichen Zeitraum rund 200 Millionen Einwegfläschchen eingesammelt und gegen umweltfreundlichere ersetzt.
(thy)
Hyatt will Plastik-Einwegprodukte verbannen
Accor führt neue Marke Mondrian ein und schafft Einwegplastik ab
Airlines und Hotels: Strohhalm, ade! Plastikmüll, adieu!