Der Partner sitzt woanders, der Nachbar hat Mundgeruch oder die Sitzreihe vor Ihnen ist komplett frei: Es gibt viele Gründe, noch im Flieger den Sitzplatz zu wechseln. Wir sagen, was erlaubt ist und welche ungeschriebenen Regeln zu beachten sind.
Wer einfach nur einen Platz weiter rutschen will, z.B. vom Mittel- auf den leeren Gangplatz, der kann das im Regelfall auch problemlos tun. Auch in eine leere, nahegelegene Reihe zu wechseln, ist meist unproblematisch möglich. Im Zweifelsfall, so ein Lufthansa-Sprecher, spricht man sich mit dem Flugbegleiter ab. Wichtig ist dabei, dass sich der Sitz in derselben Buchungsklasse befindet; sonst handelt es sich de facto um ein Upgrade, und das muss die Flugbegleitung genehmigen. Besonders attraktive Sitze werden bei den meisten Airlines inzwischen als XL-Seats für mehr Geld verkauft. Wenn so ein Platz frei bleibt, kann man natürlich versuchen, hierhin zu wechseln; aber die meisten Flugbegleiter behandeln das ebenfalls wie ein Upgrade. Für Sitze an den Türen und am Notausgang gelten zudem eigene Regeln (mindestens zwölf Jahre, keine körperlichen Einschränkungen, nicht schwanger).
Bei halbleeren Langstreckenflügen sind die ersten Passagiere bereits in Sprintstellung und schießen wie ein Ferrari aus der Boxengasse in Richtung freier Sitzreihen, sobald die Türen geschlossen werden. Denn jetzt kann ja kein Passagier mehr kommen. In der Praxis funktioniert das oft auch, obwohl ein British-Airways-Sprecher fordert: „Bis zum Erreichen der Reisehöhe sollte jeder Passagier auf seinem Platz bleiben. Keinesfalls erlaubt sind Sitzplatzwechsel direkt nach dem Start, solange die Anschnallzeichen nicht erloschen sind.“
Zunächst einmal gibt es bei jeder Airline eine Passagierliste und bei den meisten Airlines auch einen Sitzplan, auf dem auch im Computer jedem Passagier ein fester Platz entsprechend dem Boarding Pass zugewiesen ist. Dieser Sitzplatz ist erstmal verbindlich. Auf diese Liste greift das Personal zu, wenn z.B. ein Arzt an Bord gesucht wird oder die Person, die das vegetarisch-glutenfreie Menü bestellt hat. Deshalb haben die Flugbegleiter prinzipiell das Recht, jede eigenmächtige Sitzplatz-Rochade zu untersagen.
Zudem haben Vielflieger mit Platinumstatus z.B. bei den US-Airlines Anspruch auf einen leeren Nebensitz – in solchen Fällen wird der Umsetzversuch in der Regel scheitern.
Dazu kommt ein physikalischer Grund: Die Gewichtsverteilung im Flieger darf nicht durcheinander kommen. Bereits zwei oder drei Passagiere, die sich in einem kleinen Flieger von links nach rechts setzen oder von ganz hinten nach ganz vorn, stören die Balance. Dann greift ggf. sogar der Flugkapitän ein.
Low-Cost-Airlines haben ihre eigene Sitzplatz-Methode: Wer nicht kostenpflichtig vorab einen Platz reserviert, der muss nehmen, was übrig bleibt. Die freie Platzwahl von früher ist einem Extragebühr-System gewichen. Ryanair ist da besonders strikt. Wer nicht für einen besseren Sitzplatz zahlt, der bekommt in der Regel einen der ungeliebten Mittelplätze zugewiesen Die Flugbegleiter sind angewiesen, auf diesen „zufällig zugewiesenen“ Sitzplatzzuordnungen zu bestehen. Wer dort also auf den leeren Gangplatz neben sich wechselt, der wird wohl vom Flugbegleiter zurechtgewiesen werden.
(hwr)