Über nichts kann man sich in Deutschland so schön aufregen wie über die Bahn. Und so schlagen gerade wieder die Wellen hoch, seit die Bahn ihre Getränkepreise aktualisiert hat. Aktualisieren heißt gewöhnlich anheben, aber so einfach ist es diesmal nicht.
Mehr Geld verlangt der Schienen-Monopolist tatsächlich neuerdings für seinen Kaffee. Da jubelte die Bahn neulich in einer Mitteilung, dass nun nur noch Fairtrade-Kaffee ausgeschenkt wird und dadurch„Tausende von Kaffeebauern in Südamerika” für ihre Bohnen „gesicherte kostendeckende Preise“ erhalten. Die Konsequenz für die Reisenden: Sie zahlen mehr. Nämlich 3 Euro statt bisher 2,80 Euro an der Bistrotheke oder 2,90 Euro im Bordrestaurant.
Die Preiserhöhung erwähnt die Bahn freilich mit keinem Wort. Dabei wäre sie diesmal durchaus eine weitere Jubelnachricht wert. Denn die Zwei-Klassen-Gesellschaft im Speisewagen ist damit abgeschafft. Die Preise im Bordrestaurant und im Bistro sind nun die gleichen. Wie sozial! Und wer sich wegen der damit verbundenen Preiserhöhung grämt, für den bietet die Bahn sogar ein Schlupfloch. Man kann seine eigene Thermostasse mitbringen, dann zahlt man weiter nur 2,80 Euro wie bisher und schont auch noch die Umwelt.
Die Preisangleichung zwischen Steh- und Sitzrestaurant trifft übrigens nicht nur den dort ausgeschenkten Kaffee. Auch Sandwiches, Schokoriegel, Wein und Bier kosten jetzt „für alle Verkaufskanäle“, so der Beamtensprech, gleich viel. Und dabei geschah Ungeheuerliches: Die Preisanpassung für Wein und Gerstensaft im Bordrestaurant erfolgte nach unten – der Preis wurde gesenkt! So kostet das Pils 3,20 Euro statt vorher 3,30 Euro, der Riesling noch 8,10 Euro und damit 40 Cent weniger als zuvor.
Seit neuestem ist es auch erlaubt, an der Bistro-Theke ein Sandwich zu erwerben, sich damit ins Restaurant zu bewegen und das Brötchen dort im Sitzen mit einem dort bestellten Weißbier herunter zu spülen. Und das alles, obwohl die Eisenbahner-Gewerkschaft gerade erst einen Alkohol-Verkaufsstopp in den Zügen forderte forderte. Prost!
(hwr)