Im Anschluss an den Museumsbesuch kann man sich ins Getümmel stürzen – in Beyoglu findet man kleine Läden, Restaurants und Bars jeglicher Couleur. Hier geht das junge Istanbul aus und trifft sich zum Bier, auf eine Wasserpfeife oder zum Flirten, genauso wie in jeder anderen europäischen Großstadt auch. Oben am Hügel angekommen, beginnt die Fußgängerzone, die über anderthalb Kilometer vom Tünel- bis zum Taksim-Platz führt und die üblichen Konsumtempel von H&M bis Zara aneinanderreiht.
Bezeichnenderweise heißt die viel bevölkerte Einkaufsstraße „Istiklal Caddesi“ (deutsch: Unabhängigkeitsstraße), und man kommt nicht nur zum Shopping her, sondern auch zu Demos gegen die Regierung Erdogan, der viele junge Istanbuler einen antidemokratischen Kurs vorwerfen. Als Tourist sollte man wissen, dass die Polizei hier nicht eben zimperlich vorgeht und bei größeren Menschenansammlungen schon mal Wasserwerfer einsetzt. Dann fährt auch die alte Straßenbahn nicht, die sich – wie ein nostalgisches Relikt aus vergangenen Tagen – auf alten Schienen mitten durch die Fußgängerzone schiebt und der Staatsgewalt den Weg versperrt.
Am besten ist es ohnehin, sich zu Fuß durch die Stadt zu bewegen, zumal es überall Interessantes zu entdecken gibt. Jenseits der großen Kaufhäuser verstecken sich Galerien und Boutiquen, auch restaurierte alte Häuser lohnen einen Abzweig vom Strom.
Dabei stößt man auch auf das eine oder andere hübsche Restaurant. Wer genug gelaufen ist, dem sei zum Beispiel ein entspanntes Glas im Leb-i Derya empfohlen, einer schicken Location über den Dächern von Istanbul, die neben leckeren Cocktails und ganztägiger Küche auch einen famosen Blick über die Stadt bietet (www.lebiderya.com). Erstklassige Meze, jene köstlichen kalten und warmen Vorspeisen, für die die türkische Küche so berühmt ist, bekommt man bei Lipsos (www.lipsosrestaurant.com), in einer Seitenstraße der Istiklal Caddesi.
Gleich um die Ecke wartet ein wahres Paradies für Naschkatzen: Das vierstöckige Saray (www.saraymuhallebicisi.com) serviert Desserts und Kuchen auf hohem Niveau, die auch Kalorienzähler in Versuchung führen dürften. Wenn man schließlich spätabends beim Raki landet, beginnt man zu erahnen, warum jährlich mehr als zehn Millionen Besucher in die City am Bosporus pilgern.
Die Stadt mag wachsen wie keine zweite im europäischen Raum, sie wächst nicht ohne Seele und bewahrt – neben ihren Traditionen – auch ihre Unzulänglichkeiten. Und so gehören bauliche Superlative ebenso zu Istanbul wie schwache Straßenbeleuchtung und gelegentliche Stromausfälle. Wer nicht gerade am Laptop arbeitet (Extra-Akku ins Reisegepäck!), mag großzügig darüber hinwegsehen – und einfach nur das Flair dieser einzigartigen Stadt genießen …
Vorwahl: +90 212 (europäische Seite) / +90 216 (asiatische Seite)
Währung: Türkische Lira (TRY); 2,71 TRY circa 1 Euro
Visa: nein. Zur Einreise genügt der Personalausweis
Deutsches Generalkonsulat: Istanbul Inönü Caddesi 10, 34437 Gümüssuyu-Istanbul, Tel. +90 212 334 61 00, www.istanbul.diplo.de
Info: Fremdenverkehrsamt für die Türkei, Rungestraße 9, 10179 Berlin, Tel. 030/214 37 52, www.goturkey.com
Buch: MARCO POLO Reiseführer Istanbul (eBook / ePub), 2014, Preis: 7,99 Euro
App (iPhone): Istanbul Reiseführer – mTrip, Preis: 4,49 Euro
Text: Sabine Galas, BUSINESS TRAVELLER Magazin 2/2015