Die kleinen rohen Krabben mit ihrem knackigen Biss hatten es mir aber schnell angetan. Kimchi, vergorener, scharf gewürzter Kohl, ist für den europäischen Gaumen erst eine Herausforderung, dann eine Geschmacksexplosion. Das Gericht ist die alles verbindende Religion der Koreaner. Dem traditionell jeden November in großen Mengen nach geheimen Familienrezepten hergestellten Kohl werden spirituelle und medizinische Wunderkräfte zugesprochen. Die Geschmacksbombe ist allerdings auch eine Geruchsbombe, weswegen der Kimchi-Liebhaber auch einen Zweitkühlschrank für seine Lieblingsspeise aufstellt.
Natürlich gibt es auf dem Markt auch Gerichte, die eher unserem westlichen Geschmack entsprechen. Die koreanische Version des Pfannkuchens etwa heißt Pajeon und besteht aus Weizen, Kartoffelmehl, Wasser und Salz. Dazu werden wahlweise geraspelte Zucchini, Karotten und Frühlingszwiebeln untergemischt. Dann geht’s ins heiße Fett und auf den wackeligen Tisch im Inneren des Marktes. Setzen Sie sich einfach zu den netten Koreanern. Sie werden garantiert zu einem großen Glas Dongnongju, einem milden Reisschnaps, eingeladen. In den oberen Etagen des Marktes befinden sich kleine Restaurants. Hier gehen die koreanischen Geschäftsleute gerne zum Business-Lunch.
Wer essen und arbeiten muss, der hat die Qual der Wahl in der asiatischen Metropole. Deshalb von mir ein Tipp, der Sie ganz nach oben bringt: Der Lotte World Tower, der 2017 eröffnet wurde, ist mit 555 Metern das höchste Gebäude Koreas.
Ab dem 76. Stockwerk befindet sich das wohl beste Hotel des Landes. Das Signiel Hotel Seoul (lottehotel.com/content/dam/lotte-hotel/signiel/seoul) ist ein lichtdurchfluteter Traum und bietet gleich zwei atemberaubende Möglichkeiten für einen gehobenen Business-Lunch: das „Bicena“ im 81. Stock, das eine moderne Interpretation der koreanischen Küche serviert. Gleich daneben: das Sterne-Restaurant „Stay“ des französischen Chefkochs Yannick Alleno. Sie ahnen es, das ist kein billiger Spaß, aber fantastische Qualität mit dem besten Ausblick der Stadt. Und wenn der Lunch dann doch ein bisschen länger dauert, genieße ich im Anschluss einen Absacker in der „Bar81“. Selten einen besseren Old Fashioned getrunken als hier.
Gerade ist die 2019er Liste der besten 50 Restaurants in Asien erschienen. Zum fünften Mal in Folge wurde das von Chef Mingoo Kang bekochte „Mingles“ zum Besten Restaurant Koreas gewählt, Platz 13 unter den Top 50 Asiens, zwei Michelin-Sterne. Zurecht! Hier spielt ein junger Koch mit den Welten, in denen er zuhause oder Gast ist, zaubert moderne koreanische Küche mit europäischen Einflüssen. Unbedingt vorher reservieren – der Typ ist heiß begehrt (restaurant-mingles.com).
Viel, viel traditioneller geht es im „Seokparang“ zu. Das im Michelin-Guide gelistete Restaurant führt die koreanische Hofküche in ungeahnte Höhen. Allein das Ambiente in dem historischen Hanok-Gebäude mit Sommergarten ist ein Erlebnis. Tiefer kann man in die koreanische Esskultur mit ausgesuchten Zutaten und schier endloser Speisenfolge nicht eintauchen. (seokparang.co.kr)