Vietnams Hauptstadt setzt kulinarisch auf viele Einflüsse von außen, vergisst dabei aber nie ihre eigenen Traditionen und Spezialitäten. Ein kulinarischer Abstecher
Text: Michael Möser
Hanoi ist keine typische asiatische Mega-City mit unzähligen Wolkenkratzern, die bis zum Himmel reichen. Die dienstälteste Hauptstadt Südostasiens ist dennoch eine Millionen-Metropole. Man spricht von fast 7,8 Millionen Einwohnern inklusive der Randbezirke, die zur Provinz Hà Tây zählen. Hanoi ist nach Ho-Chi-Minh-Stadt (ehemals Saigon) sogar nur die zweitgrößte Stadt Vietnams. Seit ihrer Gründung im Jahr 1010 wuchs die „Stadt zwischen den Flüssen“, so die Originalübersetzung des Namens, über die Jahrhunderte stetig.
Auch dank der Einflüsse von außen, vor allem aus Südostasien, aus China und durch die ehemaligen Kolonialherren aus Frankreich. Diese Einflüsse spiegeln sich auch in den Küchen der Stadt wider, und bis heute sind die chinesischen, französischen, koreanischen und japanischen Esskulturen aus den Restaurants der Stadt nicht wegzudenken. Dennoch haben sich Hanoi bzw. das ganze Land ihre eigene kulinarische Identität bewahrt.
Wer Zeit sparen will und unkompliziert ein landestypisches Frühstück einnehmen möchte, braucht nur in eines der vielen Lokale zu gehen, in denen die Einheimischen sitzen. Dort gibt es die klassische Pho Bo (Nationalgericht), Banh mi kep (belegte Brötchen), Chao (Reisbrei), Banh Cuon (Reisteigrolle) oder Bun Cha (Reisnudeln mit gegrilltem Schweinefleisch). Das Gute an diesen Spezialitäten ist, dass man sie auch als Mittagssnack bekommt. Allerdings muss man die Öffnungszeiten der Lokale im Auge behalten.
Wer morgens nicht wirklich auf Glasnudeln mit Aal steht und lieber einen „gescheiten“ Kaffee möchte, der sollte in eines der beliebten Cafés gehen, etwa in den „Hanoi Social Club“ (facebook.com/TheHanoi-SocialClub). Dort gibt es auch Brote mit Ei oder Toast mit Avocado und eben eine gute Tasse Kaffee.
Die findet man ebenso im brandneuen „Cafe.Raw“ (facebook.com/caferawvn), das im westlichen Stil auftritt, ein junges Szenevolk anzieht und auch Coffee-to-go anbietet. Eine leckere vietnamesische Spezialität ist übrigens der cremige Egg Coffee: Das ist ein starker Kaffee mit Zucker, Kondensmilch und Eigelb (manchmal auch mit einem Schuss Whisky), der ein wenig wie flüssige Tiramisu schmeckt.
Das Essen an kleinen Ständen am Straßenrand gehört zum alltäglichen Leben in der Stadt und ist vor allem eines: spottbillig. Die Straßenstände mit Tischen auf den Bürgersteigen bereiten dabei mit einfachsten Mitteln oft die tollsten Gerichte zu. Wer durch das Old Quarter im Stadtzentrum schlendert, findet in den engen Gassen zahlreiche Händler und Stände. Gute Food-Spots mit Klassikern wie gedünstete Pfannkuchen und Nudelsuppe sind „Bánh Cuón Gia Truyen“, „Banh Tom Ho Tay“ oder „Pho Gia Truyen“.
In und rund um die Halle des beliebten „Dong Xuan Market“, in der Altstadt gelegen, finden sich zahlreiche Miniküchen, die auf einem Quadratmeter kleine Köstlichkeiten für zwischendurch zaubern.
Nicht wirklich Street Food, aber sehr klein und einfach (Plastikstühle!) ist ein regelrechter Promi-Tipp: Das „Huong Liên“ im Hai Ba Trung District hatte 2016 Barack Obama zu Gast (siehe facebook.com/bunchahuonglienobama). Der damalige US-Präsident besuchte das Lokal während seiner Vietnamreise und probierte eine Schüssel Bun Chà, eine Art Kebab-Reisnudeln. Die gibt’s heute für umgerechnet ein bis zwei Euro.