Auch wenn alle Welt nach Tokio reist: Osaka ist nicht nur weltoffener als die Kapitale, sondern auch spannender. Besuch in einer unterschätzten Stadt.
Text: Sabine Galas
Es sind 515 Kilometer von Tokio bis Osaka – mit dem Super-Express-Zug Nozomi aber gelangt man in nur zweieinhalb Stunden von der Hauptstadt in die südwestlich gelegene zweitgrößte Metropole Japans. Der verkehrt alle zehn Minuten, weshalb nur rund 20 Prozent der Reisenden für die Strecke ins Flugzeug steigen.
Osaka ist ein wirtschaftliches Kraftwerk und Veranstaltungsort hochkarätiger Events – das nächste auf der Liste ist der G20-Gipfel im Juni, gefolgt vom Rugby World Cup im September, im Jahr 2025 ist die Expo hier zu Gast. Premierminister Shinzo Abe will Stadt und Land in Topform präsentieren. Geplant sind Infrastrukturprojekte wie die Erneuerung der Osaka Metro inklusive 15 neuer Stationen, aber auch eine künstliche Insel in der Osaka Bay – das Island of Yumeshima soll bis zur Expo 2025 fertiggestellt werden.
Neben Regierungschefs und Wirtschaftsbossen will man auch Touristen ins Land locken: Laut einer Statistik der japanischen Tourismusorganisation JNTO wurde 2018 erstmals die Marke von 30 Millionen Gästen geknackt. Bis 2020 soll die Zahl auf 40 Millionen angewachsen sein, so der offizielle Plan. Die meisten ausländischen Besucher sind immer noch auf Tokio fokussiert – was schade ist, zumal Osaka wirklich viel zu bieten hat und das Land oft besser abbildet als die Kapitale.
Die Megacity – 19 Millionen Einwohner leben in der Metropolregion Keihanshin – ist angenehm weltoffen, ein wenig schräg und weit weniger traditionell als andere Städte im Land der aufgehenden Sonne. Verglaste Bürotürme, bunte Unterhaltungsviertel, Kapsel- und Love-Hotels, unterirdische Einkaufsstraßen und der höchste bewohnte Wolkenkratzer der Inselnation stehen für die japanische Nummer zwei, ebenso wie einige schöne Tempelanlagen und eine historische Burg, dessen Hauptturm heute komplett aus Beton besteht.
Letztere gehört zu den wenigen klassischen Sehenswürdigkeiten der Stadt, die im Zweiten Weltkrieg durch US-Bomben stark zerstört wurde. Das Osaka Castle stammt ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert, wurde im Lauf der Geschichte mehrfach dem Erdboden gleichgemacht, wiederaufgebaut und beherbergt heute ein Museum. In der Gartenanlage stehen 600 Kirschbäume und ein Teehaus (osakacastle.net/english).
Wirklich alt (und sehr beeindruckend) ist der Sumiyoshi Taisha, mit 1.800 Jahren einer der ältesten und wichtigsten Shinto-Schreine Japans. Die Anlage im Süden der City ist eine traumschöne Oase jenseits des Trubels, ihre 400 Jahre alte rote Steinbogenbrücke (Soribashi) gehört zu den meistfotografierten Motiven der Stadt (sumiyoshitaisha.net/en). Nicht minder sehenswert: der im Jahr 593 gegründete buddhistische Shitennoji Tempel im Stadtbezirk Tennoji-ku mit fünfstöckiger Pagode.