Einst als heißes Pflaster verschrien, mausert sich Bogotá heute zu einer wichtigen wirtschaftlichen und touristischen Destination.
Text: Detlef Berg
Der ältere Herr am Nachbartisch schaut ungläubig zum Kellner auf, der ihn bittet, die Ärmel hochzukrempeln und die Hände über die vor ihm stehende Schüssel zu halten. Schauplatz des Geschehens ist das Restaurant „El Cielo“ (elcielorestaurant.com) in der Zona G von Bogotá. Das „G“ steht für Gourmet, und das „El Cielo“ ist nur eins, aber vielleicht sogar das beste von zahlreichen Spitzenrestaurants der Stadt. Der 35-jährige Küchenchef Juan Manuel Barrientos inszeniert hier moderne kolumbianische Küche mit kreativen Techniken wie etwa dem Garen mit flüssigem Stickstoff oder im Sous-vide-Verfahren.
Wer sich das Experience-Menü mit zwölf Gängen gönnt, kommt, wie der ältere Herr, in den Genuss des „Weiße-Schokolade-Erlebnisses“. Dabei wird warme, flüssige Schokolade, fein abgeschmeckt mit einer Prise Zimt und Kardamom, in die geöffneten Hände gegeben. „Jetzt reiben Sie sich die Hände und schlecken anschließend Ihre Finger ab, geradeso, wie Sie es früher mal als Kind gemacht haben“, empfiehlt Barrientos. Alles ist perfekt inszeniert: „Der weiße Rauch, der aus der Schüssel aufsteigt, symbolisiert tiefhängende Wolken im Regenwald, wo Kakao und Kaffee wachsen. Er versetzt den Gast in die Region, aus der die Produkte kommen“, erklärt der Kochkünstler.
Auch wer bei Leonor Espinosa isst, darf sich auf Besonderes einstellen. Ihr Restaurant „Leo“ (restauranteleo.com), Nummer 18 auf der Pellegrino-Liste der besten Restaurants von ganz Lateinamerika, zählt zu den angesagtesten kulinarischen Adressen in Bogotá. „Die Natur hat unser Land reich beschenkt. Wir haben unzählige Sorten von Kartoffeln, jede Menge Früchte und frischen Fisch vom Pazifik und aus der Karibik“, schwärmt Leonor. Wer sich für das 14-gängige Menü entscheidet, begibt sich auf eine kulinarische Reise durch ganz Kolumbien.
Auf der Speisekarte sind die einzelnen Zutaten der Gerichte und ihre Herkunft auf einer Landkarte markiert. Die Santander-Ameisen etwa, die zusammen mit Albacore, einem weißen Thunfisch aus dem Pazifik, und Pfeffer aus dem tropischen Regenwald serviert werden, stammen aus den Bergregionen des Landes. Auch bei den anderen Gängen verwendet Leonor Zutaten aus den entferntesten Winkeln Kolumbiens und bereitet sie so zu, dass ihre vielfältigen Aromen voll zur Geltung kommen.