In Sachen Buchhaltung zeigt der Trend eindeutig in Richtung papierloses Büro. Belege per Smartphone fotografieren und unterwegs verbuchen – das funktioniert nicht nur mit Cloud-Diensten, sondern – zumindest teilweise – inzwischen auch mit den Apps zu klassischen Softwarepaketen. Wir haben uns vier klassische Lösungen und drei Cloud-Dienste angesehen.
Text: Björn Lorenz
Keine Installation, geringe Kosten, auf jedem Gerät nutzbar – Cloud-Dienste erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Doch auch klassische Komplettpakete enthalten immer mehr Online-Komponenten. Welche Lösung die richtige ist, hängt von den jeweiligen betrieblichen Anforderungen ab. Klassische Software ist vor allem für wachstumsorientierte Unternehmen mit hohem Belegvolumen interessant. Cloud-Dienste sprechen hingegen vor allem Existenzgründer, Selbstständige und Kleinbetriebe an. Beginnen wir mit den Klassikern.
Die Software „WISO Mein Büro 365 Standard“ ist für kaufmännische Einsteiger interessant, die für Office- und kaufmännische Aufgaben keine unterschiedlichen Anwendungen einsetzen wollen. Neben Auftragsbearbeitung und Buchhaltung gehören auch Textverarbeitung, Kalender oder Dokumentenverwaltung zum Standardumfang. WISO Mein Büro ist stark modular gegliedert. Die Basisausstattung aus Auftragsbearbeitung, Buchhaltung und Banking lässt sich bei Bedarf um 16 kostenpflichtige Module erweitern. Allerdings ist dabei zu beachten, dass die Module über eine jährliche oder monatliche Gebühr abgerechnet werden. Je mehr Extras, desto höher die Betriebskosten. Wichtige Zusatzfunktionen sind Kasse, Lager oder Projektverwaltung. Ebenfalls an Bord ist eine mobile Version, mit der man unterwegs Angebote und Rechnungen erfassen kann. In Sachen Buchhaltung beherrscht Mein Büro ausschließlich die EÜR. Eigenartig ist, dass man für den elektronischen Datenaustausch mit dem Finanzamt ein Zusatzmodul benötigt. Das gehört sonst zur Basisaustattung. Ansonsten arbeitet die Software belegorientiert, ist übersichtlich und damit auch für kaufmännische Einsteiger leicht zu erlernen. Wichtige Kennzahlen wie Umsätze, Einnahmen und Ausgaben sind mit den vorhandenen Berichten abgedeckt.
„Sage 50 Cloud Standard“ adressiert kleine und mittelständische Betriebe. Im Paket enthalten sind Auftragsbearbeitung und Finanzbuchhaltung, jedoch keine Lohnbuchhaltung. Wie im Produktnamen andeutet, ist das Paket ein Mix aus Desktop-Version und Cloud-basierten Komponenten, die sich bei Bedarf – teils kostenpflichtig – ergänzen lassen. Hierzu gehört etwa die digitale Belegarchivierung, die man unterwegs über die Sage Capture App mit digitalisierten Belegen füttern kann. Über die Integration zu Outlook 365 lassen sich zudem Termine und Aufträge mobil erfassen. Beide Bereiche – Finanzbuchhaltung und Auftragsbearbeitung – sind umfangreich ausgestattet. Für Handelsbetriebe gibt es ein paar interessante Zusatzfunktionen. Hierzu gehört etwa die Schnittstelle zum hauseigenen Shopsystem, die Touch-Kasse oder die PayPal-Integration, die bei Ausgangsrechnungen den Zahlungseinzug vereinfacht. Auf der anderen Seite kosten Funktionen wie Online-Banking oder Volltextsuche extra.
„Lexware financial office 2019“ vereint als Einzelplatzversion Finanzbuchhaltung, Lohnabrechnung und Auftragsbearbeitung unter einer Oberfläche. Alle drei Bereiche sind nahtlos miteinander verknüpft, wobei Auftragsbearbeitung und Lohnbuchhaltung der Finanzbuchhaltung zuarbeiten. Neue Geschäftsvorgänge werden im Hintergrund automatisch in den Buchungsstapel übertragen. Nach Prüfung genügt ein Knopfdruck, um die Buchungssätze zu übernehmen. Das ist sicher und effektiv.
Ein großer Pluspunkt ist die durchdachte Anwenderunterstützung. Sind Stammdaten, Steuersätze und Buchungsvorlagen definiert, werden Geschäftsvorgänge bei financial office nach dem Schubladenprinzip zusammengeklickt. Das geht nicht nur schnell, sondern ist auch weniger fehlerintensiv. Im Bereich der Lohnbuchhaltung führt ein Assistent durch die Abrechnung. Die Auftragsbearbeitung lässt sich um das kostenlose Lexware mobile erweitern, über das man Geschäftszahlen abrufen, Kundendaten und Aufträge erfassen kann. Die mitgelieferten Fachinformationen und E-Trainings vereinfachen den Einstieg in die Software.
In der Version 2019 baut Lexware das digitale Büro weiter aus: So lassen sich elektronische Belege mit Buchungssätzen verknüpfen und gesetzeskonform archivieren, was einem die Papierarchivierung erspart. In der Auftragsbearbeitung wurde der E-Mail-Versand erweitert: Ab sofort können externe Dokumente angehängt und Personen auf Kopie gesetzt werden.
„WISO EÜR & Kasse 2019“ ist eine weitere kaufmännische Einstiegslösung aus dem Hause Buhl Data. Im Gegensatz zum Schwesterprodukt WISO Mein Büro 365 ist die Software jedoch weniger flexibel und nicht erweiterbar. Zur Ausstattung gehören neben der EÜR auch eine kleine Auftragsbearbeitung ohne Lagerverwaltung sowie die Anlagenverwaltung. Die drei Bereiche sind miteinander verknüpft, so dass die Buchungssätze bei Anlagenzugängen oder Ausgangsrechnungen halbautomatisch in der Buchhaltung landen. Einen Extra-Buchungsstapel gibt es hierfür indes nicht. WISO EÜR & Kasse ist eine einfache Lösung, die sich vor allem an Einzelkämpfer und nebenberuflich Selbstständige richtet. Zwar muss man auf eine mobile App, digitale Belegarchivierung oder Dashboards verzichten, profitiert aber dafür von der direkten Anbindung an die Steuersoftware WISO steuer:Sparbuch. Der Jahresabschluss lässt sich so direkt in die Einkommensteuer übernehmen. WISO EÜR & Kasse ist mit umfangreichen Auswertungen ausgestattet, die in erster Linie für den Druck gedacht sind. Beim Online-Banking geht es ausschließlich um die Übernahme der Kontenbewegungen in die Buchhaltung.