Der Drang der großen Hotelgruppen, mit immer neuen Marken und Konzepten jede erdenkliche Zielgruppe von Reisenden zu erreichen, ist ungebrochen, immer unübersichtlicher wird der Markt für Gäste. Marriott, seit der Übernahme von Starwood größte Hotelgruppe der Welt, hat heute sage und schreibe 30 Labels, Accor nach dem Kauf von Fairmont Raffles Hotels International 25, während Hilton vergleichsweise bescheidene 13 und IHG zwölf im Portfolio hat. Bei Four Seasons ist man der Ansicht, dass ein gutes Konzept ausreicht, um alle Gäste glücklich zu machen. Das 1960 gegründete Unternehmen betreibt Luxushotels in aller Welt, expandiert stetig, und das mit nur einer Marke.
Immer mehr Geschäftsreisende wünschen sich alternative Wohnformen, wenn sie unterwegs sind – mit mehr Raum, Selbstversorgungsmöglichkeit und individuellem Flair. Airbnb hat die Anzahl der Businessübernachtungen seit Gründung seines Portals airbnb.com/business-travel im Jahr 2015 mehr als verdreifacht. Onefinestay, das Luxus-Pendant zu Airbnb mit aktuell mehr als 2.600 Einheiten in London, Paris, Rom, New York und Los Angeles, war Accorhotels 117 Millionen britische Pfund wert – die Franzosen erwarben den High-End-Anbieter von Serviced Apartments im Jahr 2016, planen die Expansion in weitere 40 Städte und bedienen damit einen Trend, der auch hierzulande eine enorme Dynamik entwickelt hat. Laut aktuellem Marktreport von Branchenspezialist Apartmentservice sollen in Deutschland bis 2020 mehr als 13.900 neue Wohneinheiten entstehen. Das entspricht bei derzeit 33.400 Apartments in 600 Häusern einem Wachstum von 42 Prozent. „Serviced Apartments sind für immer mehr Zielgruppen eine ideale Lösung“, sagt Anett Gregorius von Apartmentservice und meint damit nicht nur Geschäftsreisende, die zum Businesstermin für wenige Tage oder projektbezogen für einen Langzeitaufenthalt in der Stadt sind, sondern auch die wachsende Zahl von Neuankömmlingen in Metropolen, die auf angespannte Wohnungsmärkte treffen.
In den USA lange etabliert, hierzulande als „das ganz neue Reiseerlebnis für Abenteuerlustige“ angepriesen: Blind Booking (zu Deutsch: blind buchen) bezeichnet den Vorgang, eine Reise zu buchen, ohne zu wissen, wo es hingeht. Fluggesellschaften und Hotels können damit ihre Auslastung erhöhen, Reisende profitieren in der Regel von günstigen Preisen. Während die Amerikaner bereits eine Menge ihrer Urlaube über Blind-Booking Portale buchen, sind derlei Angebote in Deutschland noch überschaubar. Zu den Anbietern gehören aktuell unter anderem die Günstig-Airline Eurowings, Expedia-Tochter Hotwire, Reiseveranstalter FTI oder Surprice Hotels. Diese werben zum Beispiel damit, dass ihre Kunden nie mehr vor die „Qual der Wahl“ gestellt würden, und verheißen „Überraschungspakete zu Hammerpreisen“. Nun mag es Menschen geben, die es laut einschlägiger Bewertungsportale „herrlich spannend“ oder „echt aufregend“ finden, alle Verantwortung abzugeben und an Orte zu reisen, die der Anbieter vorgibt. Wir finden, dass das wahre Abenteuer in der Freiheit liegt, eine Reise selbst zu gestalten. Planen, aussuchen, losziehen – was kann schöner sein, als sich treiben zu lassen und ein Land auf eigene Faust zu entdecken?