Airport Lounges sind so voll wie nie. Zugleich ist der Platz von Flughäfen begrenzt. Airlines beschränken daher seit geraumer Zeit den Zugang zu Flughafen-Lounges Schritt für Schritt.
Airport Lounges wurden einst erfunden, um der besser zahlenden Klientel gehobenes Warten zu ermöglichen. In Ruhe Zeitung lesen, dazu ein einladendes Büfett und ein feiner Drink, zumindest jedoch gepflegte Heißgetränke. Im Laufe der Zeit sorgte der Wettbewerb unter den Airlines für immer bessere Angebote – es kamen Minibäder, Arbeitszonen, Ruhebereiche etc. dazu.
Allerdings sind die Zeiten des exklusiven Wartens längst vorbei. Vor allem an den großen Drehkreuzen dieser Welt kann man immer öfter das Gegenteil erleben: lange Schlangen vor den Airport Lounges. Wenn aber die Lounges in Stoßzeiten einem Rummelplatz und nicht mehr einem Hort der Ruhe gleichen, wo bleibt da die Entspannung und das Gefühl wartender Gehobenheit?
Es gibt viele Gründe, warum derzeit die Lounges so begehrt sind. Zunächst ist da die gewachsene Nachfrage. Bekanntlich explodierte nach Covid das Bedürfnis zu reisen. Laut IATA stieg der Flugverkehr im Gesamtjahr 2024 um 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch bemerkenswerter: Damit lag der Flugverkehr 3,8 Prozent über dem Vor-Pandemie-Niveau. Mehr Fluggäste, mehr Lounge-Besucher. Getrieben wird der Aufschwung zwar nicht vom Geschäftsreisesegment, aber Bleisure-Trips und Remote-Work dürften auf jeden Fall ihren Anteil am Run auf Flüge gehabt haben.
Was aber die Zahl der Lounge-Kandidaten wirklich in die Höhe getrieben hat, war die kongeniale Kooperation von Kreditkartenfirmen und Priority Pass. Die Firma Priority Pass ermöglicht seit 1992 Mitgliedern gegen Jahresbeitrag (ab 89 Euro) Zugang zu weltweit 1700 Lounges. American Express war lange das einzige Kreditkartenunternehmen, dass exklusiv mit Priority Pass zusammenarbeitete und einige wenige Lounges selbst betrieb. Mittlerweile jedoch sind auch Konkurrenten wie Chase, Mastercard und andere auf den Zug aufgesprungen. Lounge-Zugang offerieren alle ab dem Premium-Level. In der Bundesrepublik bieten Deutsche Bank, aber auch die Volksbank mit ihren Platin-Kreditkarten (Mastercard) ebenfalls kostenlos den Priority Pass an.
Eine andere Ursache, warum das Wachstum von Airport Lounges immer beschränkt sein wird, liegt an der Funktion eines Flughafens. Nüchtern betrachtet handelt es sich um nichts anderes als eine zur Shopping Mall umgebaute Verteilerstation zu den Gates. Das heißt, die Flächen sind begrenzt und wirklich jeder Quadratzentimeter kostet Geld. Lounges jedoch kosten den Betreiber eher Geld. Deswegen arbeiten auch Airlines mit Kreditkartenunternehmen direkt zusammen, weil der Lounge-Zugang für beispielsweise Amex-Kunden natürlich nicht umsonst ist. Das hat zum Beispiel in den USA dazu geführt, dass Deltas Sky Clubs den Rand ihrer Kapazitäten erreichten und böse Kommentare in den Social Media ernteten.
Denn wenn sich die Gäste gegenseitig auf die Füße treten, dann ruiniert eine Airline den Nimbus des Produkts Airport Lounge. Die Fluggesellschaften haben den Trend erkannt und versuchen gegenzusteuern. Bereits seit Anfang 2023 sperrt Delta allen Status-Mitgliedern (Diamond, Platinum, Gold Medallion) den Einlass in den Sky Club, wenn sie Economy (Main Cabin) oder Delta Comfort buchen. Im Februar dieses Jahres verschärfte die US-Airline erneut die Zugangsregeln. Je nach Art der Amex Platinum-Karte ist der Sky-Club-Zugang auf zehn oder 15 Besuche jährlich beschränkt. Unbegrenzt ist er nur, wenn der Kartenbesitzer mehr als 75 000 US-Dollar pro Jahr mit dem Platinum-Stück umsetzt.
Auch bei Etihad wurden soeben die Zugangsregeln geändert. Wer bei der Airline aus Abu Dhabi den Business-Value-Tarif seit Anfang März bucht, bekommt keinen Lounge-Zugang mehr. Damit folgt die Fluglinie ihren Nachbargesellschaften Emirates und Qatar Airways, die bereits 2019 bzw. 2021 den Lounge-Zugang für ihre Tarife Business Special und Business Lite abgeschafft haben.
Aktualisiert 5.4.2025 Eine andere Variante, die Zahl der Lounge-Besucher zu reduzieren, setzt ebenfalls am Geldbeutel an. So hat United Airlines Ende März in sein Bonusprogramm United MileagePlus die zwei Stufen „Individual“ und „All Access“ eingezogen. Einzelmitgliedschaft heißt 200 US-Dollar mehr, nämlich 750 US-Dollar Jahresgebühr bezahlen oder 94 000 Bonusmeilen vorweisen. Gäste sind nicht mehr gestattet. „All Access“ erlaubt noch zwei zusätzliche Gäste plus Kinder unter 18 Jahren, aber dafür beträgt die Mitgliedsgebühr von 1400 US-Dollar oder 195 000 gutgeschriebene Meilen. Angesichts dieser verschärften Lounge-Zugangsregeln können sich alle freuen, deren United MileagePlus- Mitgliedschaft noch länger läuft, denn erst danach müssen sie sich entscheiden: aussteigen oder teurer weitermachen.
(thy)
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