Der Schock, dass auch Deutsche und andere Europäer an der US-Einreise scheitern, sitzt tief. US-Grenzer entscheiden scheinbar willkürlich. Vor allem Reisende, die kein US-Visum benötigen, können sich nicht wehren.
Wie unmittelbar sich ein Regierungswechsel auf die nachgeordneten Ministerien und Behörden auswirken kann, bekommen gegenwärtig nicht nur Tausende von Migranten an der mexikanischen-amerikanischen Grenze zu spüren. Präsident Donald J. Trump macht die Schotten dicht. Und das gilt nicht nur bei womöglich illegalen Einwanderern. Inzwischen häufen sich die Berichte von unbescholtenen EU-Bürgern, die abgewiesen werden.
So wurden zwei Deutsche beim Übergang von Mexico nach USA von den Einwanderungsbehörden 46 Tage inhaftiert. Die beiden Reisenden, die nach eigenem Bekunden legal eingereist waren, wissen bis heute nicht, warum sie eingesperrt und abgeschoben wurden. Einer Britin passierte Ähnliches. Sie alle werden das Warum auch nie erfahren, weil die Beamten unter der Ägide des Ministeriums für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten (Department of Homeland Security) jeden ohne Angabe von Gründen an der Grenze abweisen dürfen. Nicht ohne Grund hat daher das Auswärtige Amt die Reisehinweise für die USA verschärft, denn abgelehnt werden darf jeder, egal ob er ein Visum hat oder keines benötigt.
Vor allem aber Reisende, die wie die Bundesrepublik kein Visum benötigen, haben wenig Möglichkeiten sich zu wehren. Die Bundesrepublik hat das Privileg, dass ihre Bürger kein USA-Visum beantragen müssen. Egal ob für Urlaub oder Business – die visafreie Aufenthaltsdauer ist immer auf 90 Tage begrenzt. Insgesamt erlauben die Vereinigten Staaten 43 Ländern, darunter allen EU-Mitgliedern bis auf Bulgarien und Zypern, am sogenannten Visa Waiver Program teilzunehmen. Das heißt, deutsche Passbesitzer müssen sich lediglich vorab die elektronische Reisegenehmigung ESTA holen und können dann buchen. ESTA ist aber keine automatische Einreisegarantie. Die wird jeweils am Airport oder an den Landesgrenzen (Mexiko, Kanada) von Grenzbeamten erteilt – oder eben nicht.
Wer am Schalter von „Customs and Immigration“ (Zoll und Einwanderung) abgelehnt wird, bekommt die negative Seite des Visa Waiver Program zu spüren. „Waiver“ heißt „Verzicht“, und in diesem Fall verzichtet der Einreisende auf seine Rechte, eine Abweisung und die Deportation juristisch anzufechten. In solchen Momenten sollte man weder laut noch unhöflich werden, denn die Beamten fackeln nicht lange und schneller als gedacht sitzt man in Abschiebehaft.
Es gibt wenig Möglichkeiten, sich in diesen Trump-Zeiten die USA-Einreise garantiert zu sichern. Doch zumindest sollte man sich penibel an die Regeln halten. Das heißt Aufenthaltsfristen gemäß Visavorschriften auf keinen Fall überschreiten bzw. nicht arbeiten mit dem falschen Visum. Auf jeden Fall jedoch hilft es, sich auf die Fragen des Grenzbeamten vorzubereiten:
Denn die Kurzinterviews laufen immer nach einem Schema ab: Gefragt wird immer nach dem Zweck des Besuchs (privat, geschäftlich, Ausbildung), Aufenthaltsdauer (Reisedaten/unterlagen parat haben), Unterkunft (Adresse, Reservierung). Wer geschäftlich unterwegs ist, sollte das belegen und erklären können. Zusätzlich könnte der Beamte noch persönlichere Fragen (Finanzen, Familienstatus) stellen. Die Antworten sollten präzise und ehrlich sein sowie mit den ESTA-Angaben übereinstimmen. Wenn eine Frage nicht einleuchtet, entweder schweigen oder extrem vorsichtig nachfragen, was das denn nun unmittelbar mit der Einreise zu tun habe.
Die Grenzer scheinen ein Gespür für Widersprüche zu haben. Falsche Angaben können sich übel rächen. Auch das Benehmen vor dem Schalter spielt eine Rolle. Ungeduld, Unhöflichkeit oder gar schlechte Witze kommen nicht gut an. Gefühle wie Frustration oder Ärger sind der Einreise nicht förderlich.
Herzklopfen bekommen die meisten, wenn der Grenzer in einen Nebenraum zu Zweit-Interview bittet. Dabei kann es sich um statistische Routine handeln. Es kann sich zudem um ein Standardverfahren handeln, um Dokumente und Angaben nochmal zu überprüfen. In allen Fällen empfiehlt es sich, Ruhe zu bewahren und auf keinen Fall die Nerven zu verlieren. In vielen Fällen lassen sich die Dinge klären, Freunde oder Geschäftspartner anrufen, Bestätigungen einholen – und die Einreise gelingt doch noch.
(thy)
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