In nur vier Stunden von Frankfurt nach New York: Die US-Firma Boom Supersonic tüftelt an einem neuen Überschalljet, der zugleich das Dilemma Geschwindigkeit auf Kosten des Klimas löst.
Auch die Klima- und Energiekrise kann den Traum von unfassbarer Geschwindigkeit nicht stoppen. Läuft alles nach Plan, dann werden in sieben Jahren zahlungskräftige Passagiere mit limitierten Zeitbudget mit der Overture abheben können. Und das, nachdem 2003 die Concorde ihren Flugbetrieb einstellte. Zu unrentabel, zu verschwenderisch im Energieverbrauch. Nicht zuletzt hing dem eleganten Jet seit dem Absturz am 25. Juli 2000 mit 113 Opfern der Ruf des Pechvogels an.
Doch seit 2014 tüftelt die Firma Boom Supersonic an einem neuen Überschalljet und hat es jüngst auf der Farnborough Air Show vorgestellt. Offensichtlich ist Overture gar nicht mehr so weit von der Serienreife entfernt. 2024 soll mit der Produktion in Greensboro, North Carolina, begonnen werden. Wichtige Kooperationspartner sowie potenzielle Kunden stehen ebenfalls schon fest.
Das 61 Meter lange Flugzeug mit einer Spannweite von 32 Metern verfügt über markant aerodynamische Konturen und eine extrem windschlüpfrige Außenhaut. Die Flügel – sogenannte Gull Wings – sind leicht nach hinten geknickt. Overture ist für bis zu 80 Passagiere ausgelegt und kann in über 18 000 Meter Höhe fliegen. Die Geschwindigkeit beträgt maximal 1,7 Mach (ca. 2100 Stundenkilometer) und die Reichweite fast 8000 Kilometer.
Eine Konstruktion aus vier Triebwerken senkt die Lärmbelastung und sorgt für einen geringen Verbrauch. Das ist auch das Ziel des neuen Überschalljets: Das Flugzeug soll nicht nur Höchstgeschwindigkeiten, sondern gleichzeitig auch CO2-Neutralität erzielen. Geflogen wird mit SAF (Sustainable Aviation Fuel).
Wie hoch das Interesse an dem Überschalljet ist, kann man auch daran ablesen, dass Boom keine Probleme hatte, namhafte Kooperationspartner und führende Zulieferer zu finden. Collins Aerospace, Eaton, Safran Landing Systems sowie Rolls-Royce sind mit an Bord.
Auch an potenziellen Käufern scheint es nicht zu fehlen. So hat United Airlines bereits eine Bestellung über 15 Jets aufgegeben. Japan Airlines hat sich dagegen für zehn Millionen US-Dollar eine Option über maximal 20 Überschallflieger gesichert. Nicht zuletzt auch die Rüstungsindustrie ist an Overture interessiert. So hat Boom zusammen mit dem US-Rüstungsunternehmen Northrop Grumman eine Kooperation angekündigt, um den Überschalljet auch militärisch nutzen zu können.
(thy)
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