Text: Andreas Spaeth
Internet an Bord ist längst kein Luxus mehr. Airlines rüsten weltweit auf und folgen der US-Konkurrenz in die digitale Zukunft. Wer bietet was zu welchem Preis auf der Langstrecke?
WLAN an Bord von Flugzeugen ist heute zur Selbstverständlichkeit geworden, zumindest in den USA. Wie sehr, das zeigt die Geschichte des Passagiers Marty Martinez, der in einer lebensbedrohlichen Situation an Bord zur Kreditkarte griff, um sich Netzzugang zu verschaffen und die dramatischen Minuten live via Facebook in die Welt zu übertragen. Die Boeing 737 von Southwest Airlines, in der Martinez saß, war auf dem Weg von New York nach Dallas, als ein Triebwerk explodierte und Trümmerteile ein Fenster durchschlugen, eine Frau starb.
Während die Sauerstoffmasken herabfielen und die später gefeierte Pilotin das Flugzeug in niedrigere Höhen brachte, war Martinez’ erster Impuls, sich Datenvolumen zu kaufen und die Welt über seine missliche Lage zu informieren. „Ich wollte die Menschen erreichen, die ich liebe“, sagte der junge Fluggast später, „ich stand unter Schock!“ Glücklicherweise überstanden alle anderen Insassen den Unfall unbeschadet. Aber der Fall zeigt, dass vernetzte Flugzeuge inzwischen zur Normalität gehören.
Laut einer Analyse der Beratungsfirma Routehappy gab es Anfang des Jahres 2018 auf 86 Prozent aller Flüge mit US-Fluggesellschaften, sowohl im Inland als auch auf internationalen Strecken, WLAN in der Kabine. Anderswo hinkt die Branche noch weit hinterher, außerhalb der USA liegt die Chance, über den Wolken surfen zu können, nur bei 32 Prozent, immerhin ein Zuwachs von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im weltweiten Mittel gibt es auf 43 Prozent aller angebotenen Flugkilometer WLAN an Bord. Etwa ein Viertel aller kommerziell betriebenen Passagierflugzeuge ist derzeit mit Online-Zugang ausgerüstet.
Was noch vor einigen Jahren echter Luxus war, den sich nur wenige leisteten, avanciert immer mehr zu einem wettbewerbsentscheidenden Angebot der Airlines, das gerade Geschäftsreisende schlicht erwarten – ganz ähnlich wie vor rund einem Jahrzehnt die Flachbett-Sitze in der Business Class, die sehr schnell von der Sonderausstattung zum Standard wurden. Dazu passen auch die Ergebnisse von Umfragen des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft: Befanden noch 2013 nur 40 Prozent der Passagiere WLAN im Flugzeug für eine gute Sache, waren es 2017 bereits 47 Prozent. Ähnlich eine Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im letzten Jahr aus. Danach hielten 60 Prozent der Befragten Internet an Bord nicht für Luxus, sondern für eine Notwendigkeit.