Nach 75 Jahren war Schluss: Italiens Fluggesellschaft Alitalia setzte zur letzten Landung an. Die Nachfolgerin ITA ging an den Start. Nun sucht das neue Management einen geeigneten Platz um im weltweiten Airline-System anzudocken. Im Gespräch sind neben Sky Team auch Star Alliance und Lufthansa.
Die Italia Trasporto Aereo (ITA) ist wie ihr Vorgänger in staatlicher Hand, jedoch bedeutend kleiner. Die neue Airline ist mit 52 Maschinen und einer Belegschaft von ungefähr 2800 Mitarbeitern gestartet und will erst bis 2025 auf die Sollgröße von 105 Flugzeugen und 5700 Mitarbeitern wachsen.
ITA ist nicht rechtlicher Nachfolger der Alitalia
Freiwillig waren weder der neue Name noch die neue Firma. Doch Alitalia war nach 20 Verlustjahren in Folge wirtschaftlich kaum mehr als ein Zombie. Nach Milliarden von Hilfsgeldern hatte die Europäische Union die letzten Subventionen nur noch unter der Bedingung genehmigt, dass die alte Alitalia abgewickelt und die neue ITA nicht rechtlicher Nachfolger der Alitalia wird.
Das hat zur Folge, dass die ITA auch nicht alle Slots der Vorgängerin an den italienischen Drehkreuzen Rom-Fiumicino und Mailand-Linate übernehmen konnte. Entsprechend kritisch äußerte sich zum Start die Arbeitnehmerseite: Die Gewerkschaft Cub Trasporti attestiert der Neuen schon jetzt „keine Perspektive“ und rechnet mit hohen wirtschaftlichen Verlusten in den kommenden beiden Jahren.
Auf der Langstrecke ist ITA mit nur sieben anstatt wie bei Alitalia mit 26 Maschinen sehr stark ausgedünnt. Und auf dem italienischen wie europäischen Markt wird ITA wie zuvor Alitalia durch Billigflieger schwer unter Druck gesetzt. Von Rom aus werden unter anderem Frankfurt und München angeflogen.
Vorläufig fliegt ITA noch mit Uniformen und Flugnummern der Alitalia
So richtig neu ist natürlich nichts bei ITA. Die Flugzeuge sind alles bisherige Alitalia-Maschinen. Die Beschäftigten ebenfalls von Alitalia übernommen. Sogar Uniformen und Flugnummern blieben die gleichen. Den Bestand Alitalias hatte Ita für den Preis von einem Euro gekauft, erklärte der neue Ita-Präsident Alfredo Altavilla.
Immerhin ist die Neue formal schuldenfrei und bekam als Anschubfinanzierung 1,35 Milliarden Euro von der italienischen Regierung. 90 Millionen davon gab ITA gleich wieder aus – für den Erwerb der Namensrechte ihrer Vorgängerin Alitalia und der Webseite alitalia.com. Beides war zuvor für den dreifachen Preis ausgeschrieben worden, aber niemand hatte dafür geboten.
Die Brau hält intensiv Ausschau – Lufthansa gehört zu den Bewerbern
Eine der ersten Schwerpunkte des neuen Präsidenten Altavilla dürfte sein, den Beitritt zu einer der großen drei Airline-Allianzen auszuhandeln. Altavilla hatte sofort klargemacht, dass ITA nicht auf Dauer alleine arbeiten kann, sonder in eins der bestehenden Bündnisse eingebunden werden soll. Und es offenbar keineswegs ausgemacht, dass ITA den durch Aliatlia frei gewordenen Platz in der Allianz Sky Team übernommt. Bereits wird spekuliert, ob sie sich nicht der größeren Star Alliance anschließt, zu der auch Lufthansa gehört.
„Die Lufthansa ist offen für eine kommerzielle Partnerschaft mit Ita“, sagte ein Lufthansa-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Gerüchte angefeuert hat Lufthansa-CEO Carsten Spohr, als er erst kürzlich wieder die Bereitschaft zu einer engen Zusammenarbeit mit der ITA signalisierte. Weil Lufthansa bereits in Österreich und der Schweiz die jeweiligen nationalen Fluggesellschaften übernommen hatte und selbst stark im italienischen Markt aktiv ist, erscheint der Schritt logisch.
Allerdings gibt es dazu im Vorfeld noch einige Dinge zu regeln. Das wichtigste: Solange Lufthansa die im Zug der Pandemie Staatshilfen noch nicht zurückgezahlt hat, darf sie keine Übernahmen tätigen. Doch die Rückzahlung der letzten Tranche ist bereits für das Jahresende angekündigt.
(hwr)