Wer günstig fliegen will, dem werden immer öfter Tickets ohne Freigepäck angeboten. Was ist zu beachten?
Sie heißen mal Light und mal Basic, dann wieder Simple oder Standard. Gemeint ist stets dasselbe: Solche Tarife erlauben nur das Fliegen ohne alles – immer öfter auch ohne Koffer. Die meisten Fluggesellschaften bieten heute Tarife ohne Aufgabegepäck an. Wer ohnehin keinen Koffer aufgeben würde, der kann so eine Menge Geld sparen. Wer nicht aufpasst, zahlt aber drauf. Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen:
WIE GROSS DARF DAS HANDGEPÄCK SEIN?
Handgepäck muss immer kostenlos sein. So hat es der Europäische Gerichtshof entschieden (Az. C-487/12). Aber wie groß es sein darf, bestimmt jede Airline selbst. Zwar empfiehlt die Iata ein konkretes Maß: 56 x 45 x 25 Zentimeter. Aber kaum jemand hält sich dran. Lufthansa und Eurowings akzeptieren nur 55 x 40 x 23 Zentimeter. Condor, Ryanair und Air Baltic erlauben gar nur 55 x 40 x 20 Zentimeter. Air France und die großen US-Airlines mögen es gern flacher und kassieren ab 55 x 35 x 25 Zentimetern Strafe. Die britische Flybe markiert mit 55 x 35 x 20 den kleinsten gemeinsamen Nenner. Bei Emirates sind 55 x 38 x 20 Zentimeter zulässig. Bei Etihad heißt es selber rechnen, da sind 111 Zentimeter Summe aus Länge, Breite und Höhe gestattet. Ausgerechnet Billigflieger Easyjet hält sich dagegen (wie auch Aegean, British Airways/Iberia und Finnair) an die IATA-Vorgabe von 56 x 45 x 25 Zentimetern.
WELCHES GEWICHT IST ERLAUBT?
Fast noch bunter als bei den Größenvorschriften treiben es die Airlines bei den Gewichtsregeln fürs Handgepäck. Die Untergrenze markieren die deutschen Ferienflieger Condor, Germania und Tuifly: Bei allen dreien darf das Bordgepäck strikt nur sechs Kilogramm wiegen. Bei Tuifly ist zusätzlich auch ein Notebook erlaubt. Sieben Kilogramm gestatten zum Beispiel Ukraine International und Emirates. Positiv ragen Air France/KLM mit zwölf Kilogramm und British Airways mit 23 Kilogramm heraus. Bei Easyjet und Iberia gibt es überhaupt keine Gewichtsbeschränkung – allerdings muss der Fluggast seinen Trolley „persönlich und ohne Hilfe” in den Überkopf-Gepäckfächern verstauen können.
UND DIE HANDTASCHE?
Maße und Gewicht sind gecheckt, alles klar? Jetzt geht es noch um ein oft übersehenes Utensil: die Handtasche. Darf sie (oder ein Fotorucksack oder ein Laptop) zusätzlich zu einem Trolley in den vorgeschriebenen Größen mitgenommen werden? Das ist bei den meisten Gesellschaften okay, oft wird die Grenze bei maximal zwei Kilogramm gezogen. Bei Finnair, Air Baltic und Norwegian wird das Damentäschchen gewichtsmäßig aufs Handgepäck angerechnet. Offiziell nur Handtasche oder Trolley mitnehmen darf man bei Eurowings und Flybe. Bei Easyjet gibt’s die Handtasche extra nur gegen Aufpreis, das heißt im Flexitarif.
WAS KOSTET DER KOFFER?
Nicht jeder, der billig fliegen will, kann auf einen Koffer verzichten. Das muss er auch nicht; der Koffer kostet halt extra. Wie viel? Auch das hängt wieder von der Airline ab. Meist ist man ab 15 Euro dabei; je nach Strecke und Gesellschaft sind es aber manchmal auch deutlich mehr. So kassiert British Airways bis zu 55 Euro. Immer deutlich teurer wird es, wenn der Koffer nicht gleich mit dem Ticket, sondern erst am Airport gebucht wird: Dann kassiert zum Beispiel Ryanair 70, Tuifly bis 85 Euro pro Koffer. Und als Koffer gilt auch zu großes und deshalb abgewiesenes Handgepäck.
VORSICHT BEI UMSTEIGEFLÜGEN!
Besonders aufpassen heißt es bei Umsteige- und Codesharingflügen. Wer mit British Airways (BA) im „Hand baggage only”-Tarif losfliegt, der kann generöse 23 Kilogramm Handgepäck mitnehmen. Geht es nach dem Umsteigen aber mit der BA-Tochter Aer Lingus weiter, sind es plötzlich nur noch zehn Kilogramm. Und wer ein Iberia-Ticket kauft und übersieht, dass der Flug mit dem Allianzpartner Finnair durchgeführt wird, der hat statt unbegrenztem Handgepäck-Gewicht nur acht Kilogramm frei. Der Rest kostet – bei Finnair bis zu 150 Euro pro Koffer.
In jedem Fall lohnt es sich, vor dem nächsten Flug die Handgepäckregeln zu studieren, die man auf allen Airlineseiten unter dem Stichwort „Handgepäck” im Internet findet. Besonders gilt die Empfehlung für Amerikareisende: Dort wird spätestens beim ersten Anschlussflug in den USA penibel genau nachgemessen und unbarmherzig kassiert.
(hwr)