Umweltrichtlinien sind nötig, damit Unternehmen nachhaltiger wachsen können ohne das Ökosystem zu zerstören. Doch ausgerechnet da hinken deutsche Firmen noch weit hinterher. Andere Länder sind schon viel weiter.
So haben nur 20 Prozent der Befragten in Deutschland angegeben, dass ihr Unternehmen bereits eine Nachhaltigkeitsrichtlinie eingeführt hat. Das zeigt eine AirPlus-Umfrage von 529 Geschäftsreisenden in neun europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich und Schweiz). Die Umfrage belegt auch, dass es 63 Prozent der europäischen Befragten wichtig oder sehr wichtig ist, die Umweltauswirkungen ihrer Geschäftsreisen zu reduzieren. In Deutschland liegt dieser Wert mit rund 55 Prozent etwas niedriger.
Damit hat die Bundesrepublik noch großen Nachholbedarf. Denn während im gesamten DACH-Raum nur 24 Prozent der Unternehmen eine Nachhaltigkeitsrichtlinie verfolgen, sind es in Frankreich 48 Prozent, in Großbritannien sogar 54 Prozent und in Italien 42 Prozent. In Deutschland liegt der Schwerpunkt auch weniger auf den CO2-Emissionen. Hierzulande haben 24 Prozent der Befragten ein CO2-Budget in ihrer Richtlinie verankert, während in Frankreich 32 Prozent und in Großbritannien sowie Italien jeweils 50 Prozent auf ein festgelegtes CO2-Budget setzen.
Zugleich sind deutsche Richtlinien bei Inlandsflügen besonders streng: 57 Prozent der Befragten geben an, dass solche Flüge in ihren Unternehmen untersagt sind. Der stetige Rückgang von Inlandsflügen entspricht dem allgemeinen Trend, den auch der AirPlus Business Travel Index abbildet. Während 2019 der Großteil der geschäftlichen Flugreisen im Inland stattfand (49 Prozent), ging dieser Anteil 2024 auf 17 Prozent zurück.
Es überrascht daher wenig, dass ein Großteil (70 Prozent) der deutschen Befragten geschäftlich sehr selten bis nie fliegt. In Ländern wie Großbritannien (37 Prozent), Frankreich (31 Prozent) und Italien (33 Prozent) ist dagegen ein recht hoher Anteil der Befragten oft bis sehr oft mit dem Flugzeug unterwegs. Der Pkw (privat, dienstlich, gemietet) ist mit 55 Prozent das bevorzugte Verkehrsmittel in Deutschland, während der Anteil der Zugfahrten (48 Prozent) europaweit ähnlich hoch ist.
Arbeitgeber könnten für das Thema Nachhaltigkeit durchaus mehr tun. Zwar erhalten 41 Prozent der Befragten in der Bundesrepublik finanzielle Unterstützung für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, und 32 Prozent geben an, Zugang zu Elektro- oder Hybridfahrzeugen für Geschäftsreisen zu haben. Andere Maßnahmen, wie mehr Transparenz bei den CO2-Emissionen von Hotelübernachtungen (9 Prozent) oder ausgewählten Verkehrsmitteln (14 Prozent), werden jedoch seltener umgesetzt. Darüber hinaus geben nur 13 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen den Wissensaustausch über nachhaltige Geschäftsreisen fördert, was auf eine Lücke bei der Förderung von Bewusstsein und Bildung hindeutet.
Dabei ist es nicht so, dass die Umfrage-Teilnehmer derartige Richtlinien ablehnen würden. Im Gegenteil, 46 Prozent hierzulande würden eine Nachhaltigkeitsrichtlinie begrüßen, und 54 Prozent sind der Ansicht, dass diese sie ermutigen würde, umweltfreundlichere Entscheidungen bei Geschäftsreisen zu treffen. Nur 13 Prozent würden sich dadurch eingeschränkt fühlen, während 14 Prozent von Bevormundung sprechen.
(thy)
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