Immer mehr kostenbewusste Geschäftsleute buchen der günstigen Preise wegen Autos im Ausland über Mietwagenportale, die eigentlich Touristen im Blick haben. Der gnadenlose Wettbewerb im Internet zwingt die Autovermieter dort nämlich zu immer günstigeren Eckpreisen. Über zahlreiche Tricks holen sie sich das Geld aber am Ende dann doch gern wieder. Deshalb heißt es, bei Buchung und Wagenmiete ganz genau aufzupassen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen:
Mietwagenpreise sind heute nicht mehr fix, sondern wechseln von Tag zu Tag – ähnlich wie die Preise für Flugtickets und Hotelzimmer. Fast immer geht der Preis zum Schluss nach oben – besser bucht man also schon früh. So kommt man nicht nur günstiger weg als bei der Buchung vor Ort. Es vergeht auch keine wertvolle Zeit dabei, sich ein Auto zu besorgen. Und falls Probleme auftauchen, steht ein Ansprechpartner in der Heimat zur Verfügung. Gut zu wissen: Es muss keins der gängigen Internetportale sein. Eine Möglichkeit ist es auch, direkt bei der Autovermietung zu buchen. Anbieter wie Sixt verleihen im In- und Ausland.
Nicht automatisch. In der Praxis konkurrieren heute die klassischen Mietwagenfirmen wie Avis, Europcar, Hertz und Sixt mit freien Vermittlern (Car del Mar, Sunny Cars) und den Reiseveranstaltern (Tui Cars, Dertour, FTI Cars). Im Internet gelistet werden alle Anbieter von Vergleichsportalen. Von denen wurden Billiger-mietwagen.de und Check24 von der Stiftung Warentest im Mai 2016 mit „sehr gut“ bewertet. Am Ende holt man sich sein Auto in vielen Fällen bei dem selben lokalen Unternehmen ab. Wichtig zu wissen: Vergleichsportale erhalten Vermittlungsprovision. Anbieter, die ihnen keine Provision zahlen, werden manchmal nicht berücksichtigt.
Nein, natürlich nicht. Zwar landet man oft über mehrere Anbieter beim selben Auto. Aber die Preise sind durchaus unterschiedlich. Und zusätzlich haben viele Broker bei Kaution, Tankregelung und dem Aufpreis für einen zweiten Fahrer Sonderkonditionen ausgehandelt. Oft übernehmen sie auch die Selbstbeteiligung bei Vollkasko- und Diebstahlschäden. Wenn’s also kracht, ist der Kunde zwar vor Ort die Kaution los, bekommt das Geld aber zu Hause wieder. Tipp: Auf jeden Fall zu beachten ist der Übernahmeort des Fahrzeugs. Gerade die besonders günstigen Anbieter sparen sich oft das Büro am Flughafen und fahren ihre Kunden per Bus-Shuttle zu einer Mietwagenstation im Industriegebiet – das kostet Zeit. Und noch ein wichtiger Hinweis: Die fällige Kaution blockt der Autovermieter auf der Kreditkarte. Um im Zweifelsfall flüssig zu bleiben, checkt man besser die Kautionshöhe in den Mietbedingungen und erhöht ggf. den Verfügungsrahmen.
Mehr Sicherheit für mehr Geld: Das gilt vor allem bei der Haftpflichtdeckungssumme. Die ist in Europa kein Problem, wohl aber in der Türkei und noch ärger in den USA: Die türkische Mindestdeckung liegt mit rund 35.000 Euro pro Personenschadensfall deutlich unter der deutschen, hierzulande ist man mit mindestens 7,5 Millionen Euro versichert. In Florida und Kalifornien liegt das gesetzliche Minimum für Personenschäden gar bei lächerlichen 10.000 Euro. Lokale Anbieter wie Fox Rent a Car haben im günstigsten Basispaket auch nur dieses Minimum abgedeckt. Tipp: Auf der sicheren Seite ist, wer dieses Risiko durch eine eigene Versicherung abdeckt: die sogenannte Mallorca-Police.Tipp: Oft decken die eigene deutsche KFZ-Versicherung oder der Schutzbrief auch Mietwagenrisiken ab, dann reicht ein Mindesttarif-Angebot.
Für die Nerven auf jeden Fall. Immer mehr Anbieter bieten All-inclusive-Vollkasko-Tarife ohne Stolperfallen an. Der Anbieter Sunny Cars offeriert sogar ausschließlich Alles-inklusive-Pakete. Preislich ist das aber nicht immer ein Schnäppchen. Bisweilen kostet allein der Aufpreis für so ein sanftes Ruhekissen mehr als die gesamte Wochenmiete. Und wie oben schon gesagt: Viele Mietwagenkunden sind bereits via Schutzbrief o.ä. ausreichend versichert.
Unbedingt zu beachten ist – auch bei Rundum-Sorglos-Paketen – die Selbstbeteiligung. Das ist die Summe, die man trotz Versicherung z.B. bei Kratzern im Lack selber zahlen muss. Der Betrag schwankt je nach Land und Anbieter zwischen 150 und mehr als 1500 Euro. Ein Anbieter auf dem Markt (Sunny Cars) erstattet grundsätzlich bei jeder Automiete die Selbstbeteiligung im Schadenfall. Anderswo kostet der Ausschluss des Selbstbehalts zusätzliches Geld. Tipp: Auch der Selbstbehalt wird bisweilen schon von der eigenen Autoversicherung oder dem Schutzbrief gedeckt.
Leider nein. Auch „alles“ ist noch auslegungsfähig: Schäden an Glas, Reifen und Unterboden werden bei einigen Anbietern gern ausgeschlossen. Und Schlüsselverlust sowieso. Tipp: Achten Sie darauf, dass alle gebuchten Leistungen und gezahlten Versicherungen im Mietvertrag ausdrücklich vermerkt sind.
Viele. Manche lassen sich leicht umgehen: Das Navi nimmt man einfach von zu Hause mit oder verwendet innerhalb der EU das Handy. Wer einen zweiten Fahrer braucht, der findet mit einigem Suchen außer den üblichen 8 bis 10 Euro Aufpreis pro Tag auch Angebote von 3 Euro und (wieder bei Sunny Cars) teilweise auch Inklusivangebote. Startet der Flieger außerhalb der Mietstations-Öffnungszeiten, werden leicht noch mal 30 bis 45 Euro fällig. Hat man sich auf eine Reinigungspauschale eingelassen, dann kommen für einmal durch die Waschstraße fahren noch mal bis zu 40 Euro drauf. Und unter Servicepauschale verstehen die Mietstationen schlicht: Es gibt zwar nicht mehr Leistung, es kostet aber noch mal Geld.
Eigentlich ist alles schon zu Hause bezahlt. Trotzdem versuchen die lokalen Vermietstationen vor Ort gern, noch ein paar Euro zusätzlich zu verdienen. Gern werden Zusatzleistungen, die im gebuchten Paket bereits inkludiert sind, noch mal verkauft. Ein beliebter Trick ist auch der Jungfahrerzuschlag: Mal greift der unter 21, mal unter 26 Jahren. Als junger Urlauber hilft da nur eins: schon bei der Buchung ganz genau nachzuhaken. Und natürlich gilt: Beim Erhalt des Autos kontrolliert man peinlich genau Beulen in der Karosserie und Kratzer im Lack. Beides lässt man sich im Übergabeprotokoll bestätigen. Wichtig zu wissen: Wenn Fahrzeug nur mit Abschluss weiterer Versicherungen herausgerückt wird, dann vorher unbedingt die Serviceberatung des Portals anrufen. Nur wenn der Sachbearbeiter dort den Fall festgehalten hat, hat man Chancen, sein Geld zurück zu bekommen.
Das ist die fairste Lösung. Zahlreiche örtliche Vermietstationen bessern sich aber die niedrigen Mietwagenpreise durch die sogenannte Voll/Leer-Regelung auf. Da ist dann zwar die Miete billig, aber im Kleingedruckten steht, dass man das Auto leer zurück geben soll und dafür eine „Betankungspauschale“ von bis zu 140 Euro für einen Kleinwagen zu berappen hat. Da sind dann schnell wieder 70 oder 80 Euro für nichts bezahlt. Entkommen kann man diesem Nepp nur durch genaues Studium der AGB – vor der Buchung. Einige Vergleichsportale erlauben es mittlerweile auch, auf ihrer Suchmaske im Internet nur nach Angeboten mit der fairen Voll-/Voll-Regelung zu suchen.
Wird das Auto am Ende der Reise zurückgegeben, so lässt man sich als Kunde von der Vermietstation schriftlich den ordnungsgemäßen Zustand des Fahrzeugs bestätigen. Im Protokoll ebenfalls festgehalten werden Kilometer- und Tankfüllstand. Nicht eingehen sollte man auf das Angebot von Mitarbeitern, das Auto einfach nur abzustellen und den Schlüssel in einen Briefkasten zu werfen. Wenn das unumgänglich ist, dokumentiert man zumindest durch Fotos, dass das Auto zum Abgabezeitpunkt keine Beulen hatte.
(hwr)