Der Flug: Nach dem Erreichen meiner Mittel-Suite 1E, fast gleich neben dem Eingang, bekomme ich von der Flugbegleiterin eine Einführung mit einer Flut von Informationen und Details – für einen Erstnutzer zu viel auf einmal. Schön wäre eine gedruckte Übersicht mit allen Funktionen auf einen Blick, die gibt es aber nicht. Auch das Personal ist streckenweise überfordert – und kann mir nicht erklären, wie man die Aussicht aus den künstlichen Fenstern verstellen kann. Schade, gerade die Möglichkeit, diese flexibel zu wählen, wurde im Vorfeld angepriesen. Erst viel später stellt sich heraus, dass diese Funktion „noch nicht verfügbar“ ist.
Da sich das Wegrollen vom Gate ein wenig verzögert, gibt es schon am Boden ein Glas Dom Perignon Vintage 2009 – ein guter Start. Auf dem Weg zur Startbahn zeigt sich eine Schwäche der virtuellen Fenster: Man sieht nur Beton, da die Kamera leicht nach unten gerichtet ist. Allerdings ist die Bildqualität gestochen scharf, erstaunlich. Ich beginne aber schon jetzt, mich nach richtigen Fenstern zu sehnen bei einem Tagflug. Während die Sonne bei meinen Mitfliegern zum Fenster hereinscheint, sehe ich durch meine virtuellen Fenster zwar die Sonne, aber sie scheint eben nicht wirklich, dafür leuchten die Displays zu wenig.
Eine Schwachstelle der Suite ist das Stauschränkchen neben der Schiebetür – ein klassischer Trolley passt nur mit Ach und Krach und Zudrücken der Tür hinein. Toll dagegen der Temperaturregler auf einem Display neben dem Sitz – mir ist meist zu warm, so kann ich selbst für Kühlung sorgen. Ich mache die Schiebetür nur kurz zu während des Fluges und bitte, auch die seitliche Durchreiche zu schließen – das kann nur die Besatzung. So viel Privatsphäre an Bord eines Linienfluges, wo man niemanden anders hört oder sieht, ist beeindruckend. Allerdings wäre es mir zu einsam, auf einem langen Flug immer derart abgeschottet zu sein, vor allem wenn ich nicht schlafe.
Erst arbeite ich nach dem Start eine gute Stunde, dann bestelle ich Essen im Rahmen des „Dine on Demand“, was Emirates erstaunlicherweise in Business Class bisher nicht bietet. Ich ordere eine Portion iranischen Kaviar und nehme gern das dazu gebotene Gläschen Wodka. Dann wunderschön angerichtete arabische Mezze. Als Hauptgericht im Rauch gegarte Rinderbrust Rinderbrust, köstlich, wobei mir auffällt, dass das Menü nur auf Englisch und Arabisch verfügbar ist, zusätzlich Deutsch wäre sicher für viele Passagiere hilfreich. Dann Käse mit 1963er Portwein und ein paar Früchte. Dazu Musik aus Emirates’ unfassbar großem Entertainment-Angebot über erstklassige Kopfhörer von Bowers & Wilkins – vermutlich die besten, die ich je benutzt habe.
Als es Zeit für einen Nachmittagsschlaf wäre, streikt mein Sitz, lässt sich aus halb ausgefahrener Position nicht mehr bewegen. Die Purserin versucht mehrere Neustarts in meiner Suite, und es dauert über eine halbe Stunde, bis alles wieder funktioniert. Ärgerlich – und ein Beweis dafür, dass Hightech nicht nur Vorteile bietet. Ansonsten verläuft der Flug hier vorn extrem entspannt, und ich bin ein wenig enttäuscht, dass er schon vorbei ist, als wir nach kaum fünfeinhalb Stunden in Dubai landen.
Fazit: Keine Frage, Emirates hat die Messlatte für die First Class noch einmal höher gelegt. Sie hat dafür vor allem in ihrer Heimatregion einen stabilen Markt und findet sicher auch anderswo betuchte Abnehmer. Die wichtigste Frage für die Mehrzahl der Emirates-Premium-Kunden wird sein, ob mittelfristig eine größere Anzahl an Flugzeugen das neue Produkt bieten kann, denn nur das rechtfertigt wirklich den erheblichen Aufpreis gegenüber einem Business-Ticket.
Flug: EK44
Flugzeugtyp: Boeing 777-300ER
Sitzkonfiguration: 1 – 1 – 1
Sitzabstand: 1,98 Meter (Bettlänge)
Sitzbreite: 76 cm
Neigung Rückenlehne: 180 °
Kontakt: www.emirates.com