Allianzen stärken, KI einsetzen und Erlebnisse schaffen sind nur einige Trends, die sich im Rahmen der jährlich publizierten „AUMA-Trends 2024/2025“ des Verbands der deutschen Messewirtschaft AUMA abzeichnen.
Aus den Befragungen, Beobachtungen und Gesprächen hat AUMA-Geschäftsführer, Jörn Holtmeier, acht Erkenntnisse herausgefiltert.
Kooperationen unter Messeveranstaltern und Organisatoren nehmen zu. Wichtige Messeformate werden beispielsweise in neue Joint Ventures eingebracht oder Veranstalter vereinbaren eine Zusammenarbeit bei der Vermarktung. Ziel ist immer, Kräfte zu bündeln, Kunden gezielter anzusprechen, neues Wachstum zu ermöglichen.
Immer wichtiger wird zudem das gemeinsame Vorgehen mit anderen Wirtschaftszweigen auf nationaler und internationaler Ebene, um sichtbar zu sein, einander zu unterstützen oder auch Standards für Vergleichbarkeit zu schaffen. Freiwillige Regelungen wie das Erfassen von Kennzahlen gehören dazu, etwa durch die FKM Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen, aber auch internationale Standards der ISO-Organisation genauso wie das Werben um Budgets für Förderprogramme des Bundes und des Landes.
Die Zahl der Besucherinnen und Besucher erholt sich verglichen mit der Zahl der Aussteller langsamer. Zugleich sind im Verhältnis zur Gesamtbesucherzahl eine höhere Anzahl an Entscheiderinnen und Entscheidern unterwegs, das Senior-Level besucht nun vor allem die Veranstaltungen. Die Gesprächsqualität und die Aussicht auf Geschäftsabschlüsse verbessern sich. Es gilt also, mit gutem Service und hoher Erlebnisqualität die Messen als Handelsplatz zu stärken. Wichtig: Messeveranstalter und Aussteller müssen bei der Besucheransprache weiterhin an einem Strang ziehen.
Höhepunkt abseits der Produktpräsentation sind persönliche Begegnungen, Fachaustausch und gemeinsame Erlebnisse. Netzwerken und Kennenlernen stehen im Fokus. Veranstalter gestalten ihre Messen mit inhaltsreichen Kongress- und Rahmenprogrammen aus und schaffen gleichzeitig Raum für in Erinnerung bleibende Events.
Ist KI mehr Chance oder Risiko? Für die Messeveranstalter stehen die Chancen im Vordergrund: Bereits jetzt nutzen gut 56 Prozent KI-Anwendungen in ihren Arbeitsbereichen. Chatbots, virtuelle Assistenten zählen dazu sowie Anwendungen für Marketing-Automation und Datenanalyse. Hinzu kommen der Einsatz von Robotik sowie Augmented und Virtual Reality. Es muss also in die dementsprechende Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter investiert werden.
Seit Corona haben Aussteller wieder den Wert einer Messe geradezu wiederentdeckt. Die Etats für Messen steigen. 99,5 Prozent aller Aussteller wollen in den nächsten vier, fünf Jahren weiterhin auf Messen präsent sein. Live-Präsenz im Marketing ist unschlagbar. Mehr Investition auf einer Messe fließt in gute Leute am eigenen Stand und eine hohe Betreuungsqualität für die Interessenten. Begegnung und Erinnerung schafft mehr Vertrauen als virtuelle Meetings.
Unternehmen integrieren klimaneutrales Handeln in ihre strategischen Entscheidungen. In den kommenden Jahren planen die Messeplätze in Deutschland Investitionen in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro ein, um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren – und so weiter hochattraktiv zu bleiben. 2025 hat die Messewirtschaft auf Ökostrom umgestellt und macht damit einen Haken an eine der Zielmarken der brancheneigenen Nachhaltigkeitsposition auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2040 – fünf Jahre vor dem nationalen Ziel Deutschlands.
Die Pandemie hat Städten und Gemeinden gezeigt, welche Booster Messen für die lokale und die regionale Wirtschaft sind. Immer steht die Messe im Marketingzentrum eines Wirtschaftszweigs. Messegelände hingegen sind stets eine regionale Wirtschaftskraft und wenigstens nationales, wenn nicht gar internationales Aushängeschild für die Stadt oder das Land. Zugleich bieten sie den Gesprächs- und Erlebnisraum, um über Entwicklungen mit einer interessierten Öffentlichkeit diskutieren zu können und eine gemeinsame Öffentlichkeit zu schaffen.
Die Messewirtschaft bietet in beeindruckender Schnelligkeit neue Marktplätze und reagiert auf Krisen und Kriege. Im Fokus stehen derzeit die fernen Märkte in Lateinamerika, die nahen in Europa und die aufstrebenden in Nahost. Aber auch in Deutschland selbst wandelt sich das Angebot an Messen beständig. Messeformate entwickeln sich weiter, adressieren neue Zielgruppen und haben den Markt im Blick. Neue wirtschaftliche Entwicklungen verlangen nach neuen Themenbereichen oder gleich nach separaten neuen Plattformen.
(thy)
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