Alternativroute mit Risiko: Airlines fliegen wieder öfter über Afghanistan

Krisenzone Naher Osten Foto: iStock/PepeLaguarda

Die akute Nahostkrise zwingt die Airlines, ihre Flugstopps in die Krisenregion ständig zu verlängern. Das hat Folgen für die Asien-Strecken. Afghanistan gilt nun als potenzielle Ausweichroute – auch für die Lufthansa.

Seit Israel am 31. Juli Hamas-Führer Ismail Hanija in Teheran mit einer Bombe töten ließ, steht Iran unter Druck, diese Schmach zu rächen. Deswegen fliegen seitdem viele Airlines aus dem Westen weder nach Israel noch in den Libanon. Der Nahostkonflikt wirkt sich aber auch auf die Fernstrecken Richtung Asien, insbesondere Südasien, aus. Denn einerseits ist Russlands Himmel seit seinem Angriffskrieg 2022 auf die Ukraine gesperrt und andererseits ist Irans Luftraum wegen der militärischen Luftbewegungen für Zivilflüge viel zu gefährlich.

Afghanistan kontrolliert den eigenen Himmel nicht

Die Alternative heißt Afghanistan, wenn man als kommerzielle Airline nicht noch weitere Umwege fliegen will. Wie die Nachrichtenagentur Reuters zuerst berichtete, fliegen seit April zuerst vereinzelt und seit Juli verstärkt Airlines über Afghanistan, und zwar in großen Höhen. Lufthansa bestätigte Reuters, dass man seit Anfang Juli die Afghanistan-Route benutze. Andere Fluggesellschaften wie Air France/KLM, British Airways, EVA Air, Singapore Airlines, Turkish Airlines und Thai Airways haben sich ebenfalls für diese Route entschieden, die Zeit und Geld spart.

Über Afghanistan zu fliegen, war bis Juli 2023 verboten. Erst danach hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA stellvertretend für den Westen das Verbot teilweise aufgehoben. Das Land verfügt allerdings über keine oder nur unzureichende Luftverkehrskontrolle. Empfohlen werden daher lediglich Flüge in über 10 000 Meter Höhe, um vor Boden-Luft-Raketen sicher zu sein. Doch während die FAA inzwischen auch niedrigere Flughöhen im äußersten Nordosten Afghanistans (Wakhan Korridor) zulässt, bleibt die europäische Luftfahrtbehörde EASA vorsichtiger und hat ihre Empfehlung für Überflüge in 10 000 Meter Höhe vorerst bis 31. Januar 2025 verlängert, um möglichen Mörser- und Raketenangriffen von extremistischen Gruppen zu entgehen.

(thy)

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