Luftfahrtverbände kritisieren hohe Standortkosten in Deutschland, Airlines streichen deswegen Flüge. Aber bei der Konkurrenz jenseits der Grenzen wird ebenfalls an der Steuer- Gebührenschraube gedreht.
Im nächsten Jahr werden die Fluggebühren für den Airport Amsterdam Schiphol angehoben. Und zwar sind es Euronews zufolge nicht wenige Prozent, sondern gleich 41 Prozent mehr! Die Eigentümerin des Großflughafens – die Royal Schiphol Group – begründet diesen Schritt mit der in den letzten drei Jahren stark gestiegenen Inflation sowie den hohen Zinsen.
Laut Plan werden die Gebühren 2026 dann noch einmal um sechs Prozent anziehen, bevor sie 2027 wieder um 7,5 Prozent sinken sollen. Konkret bedeutet das, dass im Jahr 2027 jede Airline pro Passagier im Schnitt 15 Euro mehr an den Flughafen bezahlen muss. Grundsätzlich sollen mit den höheren Einnahmen Lärmschutz, Infrastruktur und Arbeitsbedingungen verbessert werden.
Die Kritik kam umgehend von KLM, die Schiphol als wichtigsten Hub benutzt. Auf der eigenen Website erklärte KLM-CEO Marjan Rintel: „Schiphol wälzt die zusätzlichen Kosten für Rückschläge und Budgetüberschreitungen größtenteils auf den Reisenden ab.“ Zudem sei es unvernünftig, weil der Flughafen damit seine Wettbewerbsposition als internationales Drehkreuz untergrabe.
Ebenfalls ab 2025 wird in Dänemark erneut eine Luftverkehrsabgabe eingeführt. Diesmal handelt es sich jedoch um eine Ökosteuer auf Flugreisen, mit der alternative Energien finanziert werden sollen. Sie beträgt im Schnitt 100 Kronen (ca. 13,50 Euro). Grundsätzlich wird erst einmal mit relativ niedrigen Steuersätzen begonnen, die dann bis 2030 langsam anwachsen, sie richten sich nach der Flugstrecke: Inlands- und Europastrecken werden mit 50 Kronen (6,70 Euro) belegt, Mittelstreckenflüge mit 310 Kronen (41,60 Euro) und Langstreckenflüge mit 410 Kronen (55 Euro).
Ob die Ökosteuer lange Bestand hat, ist offen. Doch angesichts der Tatsache, dass Schweden ab Mitte 2025 die Luftverkehrssteuer abschafft, könnten die Dänen auf die nahen Airports von Malmö und Göteburg ausweichen. Das haben sie schon einmal gemacht, als Dänemarks Regierung 2005 eine Luftverkehrsabgabe beschloss. Sie wurde 2007 wieder gestrichen, weil zu viele Dänen von Schweden aus abflogen.
In Großbritannien müssen Fluggäste erneut tiefer in die Tasche greifen. Zum 1. April 2025 erhöht sich die Luftverkehrsabgabe (Air Passenger Duty) abhängig von der Flugklasse und -strecke. Die Air Passenger Duty wurde noch von der alten Tory-Regierung abgesegnet. Zwei Pfund mehr sind es in der Regel auf der Kurzstrecke (Economy).
Was das Jahr 2026 betrifft, so hat sich die Schatzkanzlerin der neuen Labour-Regierung, Rachel Reeves, ein neues – volksfreundliches – Rechnungsmodell ausgedacht. Während der Tarif in der Economy Class auf der Kurzstrecke um lediglich weitere zwei Pfund steigt, langt die Ministerin bei Flügen in Privatjets richtig hin. Die Luftverkehrsabgabe steigt um 50 Prozent. Ein Privatflug zwischen 2001 und 5500 Meilen kostet derzeit 581 Pfund, ab 1.4.2025 steigt er auf 647 Pfund, und ab 2026 sind es dann 50 Prozent mehr, also 970,50 Pfund.
Auch die neue Regierung in Frankreich sucht dringend nach neuen Geldquellen, um ihr Haushaltsdefizit von 60 Milliarden Euro zu stopfen. Statt eine Mehrwertsteuer auf den Flugticketverkauf zu erheben, die nur französische Airlines belastet, hat man sich auf eine Art „Solidaritätssteuer“ verständigt. Das Modell gleicht dem britischen Vorbild und berechnet die Höhe der Passagiersteuer nach verschiedenen Flugklassen je nach Reiseziel und Servicekategorie.
Eine Erhöhung der Steuern auf Fluggesellschaften in Frankreich könnte nach Berechnungen bis zu einer Milliarde Euro pro Jahr einbringen. Zwar muss die neue Luftverkehrsabgabe erst ausgearbeitet werden und durch das französische Parlament, doch Verkehrsminister François Durovray hat in La Tribune bereits Beispiele der Steuerhöhe genannt: Für Flüge innerhalb Europas wird eine Pauschalabgabe von 9,50 Euro pro Ticket fällig, für einen Business-Class-Flug Paris – New York 120 Euro Steuer.
Der Minister glaube nicht, dass die Luftverkehrsabgabe die Nachfrage beeinflussen könnte. Da allerdings widerspricht ihm die Low-Cost-Airline Easyjet. „Fluggesellschaften können ihr Angebot an Zielen nicht aufrechterhalten und weiterentwickeln, lokales Personal beschäftigen und für ihre Umweltwende nicht in neue Flugzeuge investieren, während sie gleichzeitig die Auswirkungen solch erheblicher und schneller Kostensteigerungen absorbieren“, kritisierte Bertrand Godinot, Easyjet-Direktor in Frankreich, umgehend in Journaldeleconomir.fr.
(thy)
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