Die Passagierzahlen an den deutschen Flughäfen erholen sich im dritten Corona-Jahr offenbar deutlich, sind aber noch vom Vor-Corona-Niveau entfernt. Sorgen machen sich die Flughäfen-Vorstände und -Geschäftsführer derzeit vor allem um die geopolitische Situation. Die Luftverkehrsbranche stehe in den kommenden Jahren vor gewaltigen Herausforderungen, so der Tenor der Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV).
Die pandemiebedingten Einnahmeausfälle sowie die Rückzahlung der Kredite aus den Corona-Jahren belasteten die wirtschaftlichen Ergebnisse der Flughäfen in den nächsten Jahren, so der Verband. Der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden Auswirkungen, wie eine steigende Inflation und Zinsen sowie die Verteuerung von Gas und Öl, führten zu neuen Kosten-Unterdeckungen an den Flughäfen.
„Die Pandemie hat die Flughäfen schwer gebeutelt. Doch im dritten Corona-Jahr kehren immer mehr Fluggäste an die Airports zurück. Die Menschen wollen wieder fliegen! Neben weitreichenden Lockerungen der Coronabeschränkungen begünstigt das mit dem Sommerflugplan ausgeweitete Flugangebot eine dynamische Erholung des Passagieraufkommens. Erstmals seit dem Jahreswechsel wurden in der 15. Kalenderwoche mit -34,1 Prozent im Vergleich zu 2019 etwas mehr als die Hälfte der Reisenden an den Flughäfen begrüßt. Für 2022 werden gut 163 Mio. Passagiere erwartet, was bereits wieder gut zwei Drittel des Vorkrisenniveaus entspricht (67,1 Prozent gegenüber 2019). Damit sind wir von der Normalität zwar noch weit entfernt, gegenüber dem Jahr 2021 entspricht dies jedoch einer Verdopplung der Passagierzahlen. Ich bin der festen Überzeugung, der Luftverkehr wieder langfristig wächst“, sagt ADV-Präsident Dr. Stefan Schulte.
Trotz der wirtschaftlichen Belastungen investierten die Flughäfen weiter in den ökologischen Umbau – in den letzten Jahren über 150 Millionen Euro. Klimaschutzinstrumente im Luftverkehr müssten international einheitlich und ambitioniert umgesetzt werden, damit eine Verlagerung von CO2-Emissionen ins Ausland vermieden wird (Carbon Leakage), fordert Dr. Schulte: „Klimaschutz macht vor keiner deutschen oder europäischen Grenze halt.“ Bis 2045 wollen die deutschen Flughäfen einen klimaneutralen Flughafenbetrieb erreichen. Dr. Schulte fordert die neue Bundesregierung auf, den Weg zur klimaneutralen Transformation der Flughäfen durch gezielte Förderprogramme zu unterstützen: „Selbst in dieser wirtschaftlich angespannten Zeit halten alle Flughäfen unvermindert an ihren Programmen zur CO2-Reduzierung fest. Aber es muss auch klar sein, wer viel fordert, der muss auch fördern. Die Flughäfen müssen durch Förderprogramme ausreichend unterstützt werden.“
sus