Angesichts des weltweiten Stillstands aufgrund der Covid-19-Pandemie stellen sich auch ganz praktische Fragen im Flugverkehr. Etwa: Wohin mit all den vielen Fliegern?
Lesen Sie in diesem Artikel: # Wie viel Parkplatz braucht ein Flugzeug? # Wie mottet man ein Flugzeug ein? # Wie viele Flieger brauchen in der EU einen Parkplatz? # Geeignete Parkplätze sind Rollfelder
In normalen Zeiten, also bis vor Kurzem, flogen zu jedem gegebenen Zeitpunkt bis zu 20.000 Jets um den Globus. Das hat sich seit Anfang März radikal geändert. Seitdem schränken die Staaten die Bewegungsfreiheit ihrer Bevölkerung rigoros ein.
In der Folge mussten die Airlines ihre Flugpläne ausdünnen. Der Zivilflugverkehr ist auf ein Minimum begrenzt. Allein die Lufthansa streicht im April über 23.000 Flüge. Ryanair hat 80 Prozent der Flugsitzkapazitäten aufgegeben und schließt eine komplette Einstellung des Flugbetriebs nicht aus. Wenn aber nur noch ein Bruchteil der Flugzeuge in Betrieb ist, wo parkt dann der Rest?
Wo ein Flieger nie rostet
Schließlich handelt es sich bei Fliegern nicht um Autos. Das Branchenmagazin Aerotelegraph hat ausgerechnet, dass ein Großraumflugzeug rund 2600 Quadratmeter und ein Kurz-bis-Mittelstreckenjet gut die Hälfte davon benötigt. Während also viel Platz erst einmal die Grundvoraussetzung für einen angemessenen Flugzeug-Parkplatz ist, ist es auch wichtig zu wissen, wie lange der Flieger dort steht.
Sollten es viele Monate werden, dann müssten all die Airbusse, Boeings und Co. professionell eingemottet werden. Eine Maschine auch nur für kurze Zeit stillzulegen, bedeutet großen Aufwand, denn Öl- und Sprittanks müssen entleert und Triebwerke sowie sämtliche Öffnungen abgedichtet werden. Am besten stellt man sie in die Wüste, da rostet sie nicht. Die USA etwa verfügen über riesige Areale in Arizona und New Mexico. Auf dem Pinal County Airpark in Arizona, einem ehemaligen Militärübungsgelände, haben bis zu 400 Flugzeuge Platz.
Stillgelegte Rollfelder als Parkfläche
Doch wann die Coronavirus-Pandemie besiegt ist, kann derzeit niemand vorhersagen. Die Regierungen hangeln sich von Woche zu Woche, viele Airlines haben erst einmal den Flugbetrieb bis Mitte April reduziert. Jet-Parkplätze in der Nähe sind also in Europa derzeit gesucht. Schätzungsweise 8000 Passagiermaschinen müssen untergebracht werden.
Dabei haben die Airlines trotz des großen wirtschaftlichen Pechs auch ein wenig Glück: Der geschrumpfte Flugverkehr hat zur Folge, dass die Airports nicht mehr alle Rollfelder benötigen. Kopenhagens Flughafen betreibt derzeit nur eine Start- und Landebahn. Auf den zwei anderen parken 60 Flugzeuge, und das zusätzlich zu den 80 regulären Standplätzen. „Das“, so zitiert der Nachrichtensender CNN Dan Meincke, Verkehrsmanager des Kopenhagener Airports, „gibt uns die größtmögliche Flexibilität. Wir können ein Flugzeug sofort wieder in Betrieb nehmen.“
Parkplatz für 700 Jets
Auch die Lufthansa Group versucht den Großteil ihrer Maschinen in der Nähe abzustellen. Allerdings braucht sie gleich für 700 der 763 Flugzeuge Stellplätze – also viele, viele Fußballfelder. Die 80 Jets der Austrian Airlines, die erst mal den Flugbetrieb komplett ruhen lässt, haben beispielsweise alle Platz auf dem Wiener Flughafen gefunden.
Swiss unterhält nur noch eine Art Notnetz. Der Großteil der 90 Maschinen starken Flotte muss also erst mal untergebracht werden. 24 Flugzeuge, die keinen Platz auf dem Züricher Flughafen gefunden haben, werden deshalb auf den kleineren Flughafen Dübendorf, der künftig als Business-Airport genutzt werden wird, verlegt.
Die Lufthansa selbst hat erst einmal an jedem ihrer großen Drehkreuze Frankfurt und München alle Stellplatzkapazitäten belegt. Am Frankfurter Flughafen wurde außerdem noch die Nordwest-Bahn für Flugzeuge gesperrt. Hinzu kommen noch die Regionalflughäfen sowie Mini-Airports wie Rostock-Laage. Es ist auch wirklich sehr günstig, dass der Berliner BER-Flughafen selbst nach 17 Jahren immer noch nicht fertig ist, so können wenigstens seine Rollfelder einmal nützlich sein und schon mal als Parkareal getestet werden.
(thy)
Coronavirus: Reisewarnung bis Ende April
Bonusprogramme: Gefährdet Covid-19 den Status von Vielfliegern?
Hotelbuchung: Angst vor Covid-19 ist kein Grund für Gratis-Storno