Angesichts höherer Nachhaltigkeitsanforderungen punkten Messebesuche wegen ihrer hohen Effizienz. Das zumindest unterstreicht der Messeverband AUMA jetzt in einer Studie.
Im Schnitt finden 330 Messen jährlich in der Bundesrepublik statt. So viel wie in keinem anderen Land. Zudem werden diese Veranstaltungen geschätzt wegen ihres hohen Internationalitätsgrades. 2023 kamen fast zwei Drittel der Aussteller und ein Drittel der Fachbesucher aus dem Ausland.
Wie alle Branchen muss sich die Messewirtschaft jedoch fragen lassen, wie ihre Veranstaltungen in puncto Klimaerwärmung sowie der zunehmend strengeren Auflagen bezüglich der CO2-Emissionen abschneiden. Die Antwort lautet: Pro Messebesucher und Tag werden durchschnittlich 5,1 separate Reisen vermieden. Dabei kann die Anzahl der gesparten Trips je nach Art der Ausstellung zwischen 3 und 13,8 schwanken. Die Ergebnisse basieren auf der AUMA-Studie „Mehrwert von Messebesuchen: Wie Einzelreisen vermieden werden“, für die 2912 Teilnehmer auf neun internationalen Fachmessen in Deutschland zwischen Januar und April 2024 befragt wurden.
Die Befragten hatten durchschnittlich 13,1 Geschäftskontakte pro Tag, wobei über ein Drittel dieser Kontakte ohne den Besuch der Messe zu zusätzlichen Reisen geführt hätten. Ähnlich wie bei der Anzahl der vermiedenen Reisen variierte auch hier – je nach Messe – die Zahl der Kontakte zwischen 10,1 bis 29,2 pro Tag.
Die Internationalität des Messeplatzes Deutschland ist vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen der Schlüssel zum Erfolg bei der Erschließung von neuen Märkten. Internationale Gäste haben 17,8 Geschäftskontakte pro Tag, nationale Besucher im Vergleich 10,8. Der Anteil der Kontakte, die zu zusätzlichen Reisen geführt hätten, liegt bei internationalen Besuchern bei 44 Prozent (7,9 vermiedene Reisen), im Vergleich zu 35 Prozent (3,8 vermiedene Reisen) bei inländischen Besuchern.
Flugreisende haben der AUMA-Studie zufolge mehr Kontakte (17,6) und vermeiden mehr Reisen (7,7) als Pkw-Nutzer (12,3 Kontakte, 4,7 vermiedene Reisen). Dies unterstreicht, dass insbesondere Flugreisende ihre Messebesuche effizient planen und damit das Potenzial zur CO2-Einsparung besonders ausschöpfen. Besucher aus Süd- und Mittelamerika (11,6) sowie dem Nahen und Mittleren Osten (11,3) vermeiden im Durchschnitt die meisten Reisen durch ihre Messebesuche, was die globale Reichweite und Effizienz von Messen verdeutlicht.
Bei der Art der Gespräche liegen informelle Treffen zur Geschäftsanbahnung (42,2 Prozent) und Networking (40,0 Prozent) auf den ersten Plätzen, gefolgt von Produktbesprechungen (36,1 Prozent) und Vertragsverhandlungen (20,3 Prozent). Die Studienergebnisse zeigen bei ausländischen Besuchern eine höhere Anzahl von Einkaufsgesprächen als bei inländischen Besuchern (31,9 Prozent/12,4 Prozent), was die Wichtigkeit von Messen für internationale Geschäftsabschlüsse betont.
Wenn durch Messereisen gleich mehrere Extra-Trips vermieden werden können, dann auch weil die Besucher ihre Termine möglichst effizient planen. Deutlich mehr als ein Viertel der Befragten (28 Prozent) verbindet ihren Messebesuch mit zusätzlichen geschäftlichen Terminen und weitere 17 Prozent kombinierten ihren Messebesuch mit einem privaten Aufenthalt.
Was die Vermeidung von Messereisen betrifft, so gibt es deutliche Grenzen. 61 Prozent der Geschäftskontakte hätten digital nicht in der gleichen Qualität stattfinden können, sagten die Umfrage-Teilnehmer. Am wenigsten eignen sich dabei Networking (65,7 Prozent) und informelle Treffen zur Geschäftsanbahnung und zum Informationsaustausch (62,7 Prozent) für digitale Formate. Dies unterstreicht den hohen Wert persönlicher Begegnungen auf Messen. Lediglich Medien- und Pressegesprächen sowie Schulungen gestanden die Befragten Digitalisierungspotenzial zu.
(thy)
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