Die Coronavirus-Pandemie zwingt jeden, im eigenen Heim zu bleiben. Vor allem Haushalte mit mehreren Personen merken schnell, dass sie dabei an ihre psychischen Grenzen kommen.
Schließlich sind wir gewohnt, täglich einem oft ziemlich durchgetakteten Alltag nachzugehen. Arbeit, Kita und Schule bestimmen den Tagesrhythmus. Oft sieht man sich den ganzen Tag nicht. Vor allem wer viel auf Reisen ist, merkt nun, wie wenig er die Abläufe im eigenen Heim kennt.
Die explosive Kombi: Alle sind zu Hause
Mit dem jetzt staatlich verordneten Social Distancing – dem Begriff der Stunde – und der damit verbundenen eingeschränkten Bewegungsfreiheit ändert sich alles. Dienstreisen liegen auf Eis. Erwachsene sowie Kinder müssen sich auf Zeit zu Hause einrichten. Die einen machen Home Office, die anderen Online-Unterricht, und die ganz Kleinen müssen irgendwie beaufsichtigt werden, und zwar ständig. Und niemand weiß, wie lange dieser Zustand anhalten wird.
Von Lagerkoller spricht man, wenn sich in solchen Fällen Menschen eingesperrt fühlen und es deswegen nicht selten zu Streit kommt. Die Mixtur aus fehlender Rückzugsmöglichkeit, Freiheitsentzug sowie Kontrollverlust über das eigene Tun stresst extrem. Wenn das der Fall ist, dann helfen erst einmal ein paar ganz banale Ratschläge und im zweiten Schritt das Wissen, dass uns heutzutage die Technik sowie das Internet viele Dinge ermöglichen, die selbst Mitte der 1990er Jahre noch nicht möglich gewesen wären.
Geben Sie dem Alltag Struktur: Einer der bekanntesten Isolationsforscher, Jack Stuster, der das Verhalten von Gruppen in Raumstationen und U-Booten untersucht, empfiehlt, auch zu Hause den Tag zu strukturieren. Also feste Lernzeiten für die Kinder, feste Arbeitszeiten für die Erwachsenen.
Jeder bekommt eine Aufgabe: Wenn alle daheim sind, dann muss niemand die ganze Hausarbeit alleine machen. Das kann man fair verteilen. Im Idealfall verrichtet jeder einen Dienst, der ihm liegt (gibt ja Leute, die gerne Bad putzen oder staubsaugen). Andernfalls wird gerecht rotiert.
Einmal am Tag zusammen essen: Jack Stuster empfahl einst sogar Astronauten im Weltraum, einmal am Tage gemeinsam zu essen. Das verbindet. Noch besser: Einmal am Tag gemeinsam kochen und essen.
Pause vom Kollektiv: Jeder darf sich zu jeder Zeit zurückziehen.
Raus an die frische Luft: Das Spazierengehen im Freien ist nicht verboten. Nur halt nicht mit den beiden besten Freunden oder im Rudel. Als Einzelperson oder mit der Familie oder dem Hund ist es sogar erwünscht, weil es die Laune hebt. Nur eben auf Abstand zu anderen achten!
Social Media: Jetzt können Skype, Facetime und Whatsapp endlich beweisen, was sie können. Videos, Fotos und Sprachnachrichten, aber auch Anrufe ersetzen den persönlichen Besuch bei den Großeltern oder den Freunden. Virtuelle Treffen lenken von der Einsamkeit ab. Über Skype gemeinsam abhängen und/oder einen Film ansehen und vor allem kommentieren – die Sozialen Medien sind dafür prädestiniert.
Kulturleben: Es ist zum Heulen. Theater, Oper, Museen und Konzerthallen sind alle geschlossen. Trostpflaster ist, dass die Museen inzwischen Websites unterhalten mit Vorträgen und virtuellen Rundgängen. Also, welches Museum möchten Sie besuchen? Einfach mal Städel, Frankfurt, Moma, New York, British Museum, London oder Louvre, Paris, googeln. Schwieriger tun sich Schauspieler und Musiker. Aber teilweise gibt es erstaunliche Vorführungen im Internet. Etwa der Pianist Igor Levit streamt über Twitter allabendlich Hauskonzerte. Aber nicht nur Levit, sondern viele andere haben ebenfalls ihre Performances ins Netz verlegt.
Statt Kino Streamingdienste: Kino ist zurzeit auch nicht. Doch zum Glück gibt es die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender für die etwas älteren unter uns und die gebührenpflichtigen Streamingdienste von Amazon Prime bis Netflix für die Millennials. Binge-Watching ist also angesagt.
(thy)
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