Derzeit erhält die Welt einen Crashkurs in Sachen Hygiene. Doch nicht nur Individuen müssen angesichts des Coronavirus auf mehr Sauberkeit achten, auch Fluglinien sind gezwungen, ihre Flugzeuge sorgfältiger zu reinigen.
Landen, Staub saugen, Müll einsammeln, Klapptischchen abwischen und sofort wieder neue Gäste laden – das geht nicht mehr. Vor allem die Fluggesellschaften, die als erste Personen aus der Gefahrenzone von Wuhan ausgeflogen haben, mussten danach ihre Flugzeuge komplett desinfizieren. Dabei griffen sie zu den schärfsten Mitteln auf dem Markt.
Alles wird desinfiziert
Qantas reinigte der time.com zufolge die Boeing 747 nach ihren Wuhan-Flügen in einem 36-stündigen Prozess, bei dem Kissen, Decken, Zeitschriften und Kopfhörer in den Müll wanderten. Die Kabine wurde zweimal inklusive Sitze, Boden, Armlehnen, Klapptische, Gepäckfächer und Wände desinfiziert. Danach wurde die Maschine innen noch einmal feucht nachgewischt und alle Luftfilter ausgetauscht. Benutzt wurde dabei Viraclean, ein Desinfektionsmittel, das verspricht, Bakterien und Viren inklusive Hepatitis B und Herpes simplex den Garaus zu machen.
Korean Air verwendete für den gleichen Reinigungsvorgang MD-125, das vorzugsweise in der Gesundheitsbranche sowie auf Hühnerfarmen eingesetzt wird. Der Hersteller wirbt damit, dass MD-125 allein 124 unterschiedliche Bakterien und Viren vernichtet, darunter auch Salmonellen, Geflügelpest, Aids und Masern. Erst nach einer staatlichen Kontrolle durfte die Boeing 747 wieder im kommerziellen Passagierverkehr eingesetzt werden.
Intensiviert hat ebenso Emirates die Desinfektionsmaßnahmen. Alle Flieger ab Dubai werden vorsorglich gründlich desinfiziert. Flugzeuge mit bestätigten Covid-19-Fällen werden einer achtstündigen Tiefenreinigung und Desinfektion unterzogen. Zudem werden alle HEPA-Luftfilter (High-Efficiency Particulate Air) ausgetauscht und vor allem Stoffpolster- und bezüge mit entsprechenden desinfizierenden Reinigern behandelt.
Keine Kissen und Decken
Doch nicht nur Airlines, deren Flugzeuge direkt an den Ursprungsort des Coronavirus geflogen waren, achten mittlerweile genau auf die Hygiene ihrer Flugzeuge. Singapore Airlines teilt auf einigen Strecken keine heißen Handtücher vor den Mahlzeiten aus und hat Zeitschriften zur allgemeinen Verwendung erst einmal entfernt. Außerdem werden nach jedem Flug Tabletts und Bildschirme desinfiziert sowie Kopfhöher, Kopfbezüge, Kissenbezüge und Decke komplett ausgetauscht.
Auch Cathay Pacific desinfiziert nach jedem Flug die Maschinen, und falls ein Passagier mit bestätigten Coivd-19 an Bord war, wird der Vorgang wiederholt. Zudem gibt es an Bord auf allen China-Flügen weder heiße Handtücher, Kissen, Decken sowie Zeitschriften sowie keinen Verkauf von zollfreien Waren. Ähnlich verfährt auch Korean Air auf innerasiatischen Strecken.
Keine Selbstbedienung mehr
Genauer achten auch die US-Airlines auf die Sauberkeit ihrer Flotte. American Airlines lässt auf Fernstrecken nach Asien sowie Italien Flugzeuge, die über Nacht stehen, nach einer Art 30-Punkte-Liste gründlicher putzen, darunter vor allem harte Oberflächen wie Armlehnen und Klapptische. Zudem werden Stellen, die besonders oft berührt werden regelmäßig desinfiziert.
Zusätzlich betont die Airline, dass die HEPA-Filter sowieso alle 15 bis 30 Minuten die Luft an Bord vollständig austauschen und dem Krankenhausstandard genügen. Die Crews erhalten zusätzlich Desinfektionsmittel, alle Selbstbedienungsangebote wie Obst und Snacks wurden eingestellt.
Mehr Müll, mehr Aufwand
Ähnlich macht es auch Delta. Die Airline lässt mit einem speziellen „Nebelverfahren“ ihre Flugzeuge mit einem von der US-Behörde EPA zugelassenen Desinfizierungsmittel einsprühen. Zudem werden nach allen Asien- und Italien-Flügen nicht verzehrte Mahlzeiten vernichtet, alles wiederverwendbare Equipment wie Geschirr, Besteck, Kopfhörer etc. desinfiziert. Zusätzlich erhalten die Passagiere in ihren Amenity Kits Handdesinfektion und feuchte Tücher.
Bei Verdacht auf Coronavirus lässt die Lufthansa ebenfalls ihre Flugzeuge desinfizieren. In so einem Fall hält sie sich an einen Standardablauf für sogenannte hochinfektiöse Krankheiten, die sowohl den Richtlinien der Behörden als auch der Iata (International Air Transport Association) entsprechen, und die bis ins Detail auflisten, was zu reinigen und zu desinfizieren ist.
(thy)
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