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Meilensammeln im Schlaf

Geschäftsmann arbeitet im Hotelzimmer
Pluspunkte: Die Bonusprogramme der bekannten Hotelketten sind unterschiedlich konzipiert - bei uns erhalten Geschäftsreisende einen Überblick. Foto: Accor

Im Vergleich zu den bekannten Airline-Meilenclubs wirken Bonusprogramme von Hotelketten oft wie Mauerblümchen. Doch richtig eingesetzt kann aus dem Aschenputtel schnell eine strahlende Prinzessin werden.

Der späte Gast kam ohne Voranmeldung. Wegen der Funkausstellung war in Berlin jede Badewanne besetzt. Doch als der Fremde seine Brieftasche öffnete und ein unscheinbares Kärtchen zückte, beeilte sich die Rezeptionistin zu versichern: „Wir werden ganz bestimmt etwas für Sie finden!“ Der Kunde bekam erst ein Glas Champagner an der Bar und dann die große Suite mit Blick auf den deutschen Dom – für einen „Diamond VIP“ öffnen sich bei Hilton eben alle Türen.

Zum Stammkundenclub zu gehören, kann bei keiner Hotelkette schaden. Schon mancher, dem die kleinen Plastikkärtchen zuerst kindisch vorkamen, musste später erkennen: Ohne eigene Treuebezeugung gibt es keine Sonderbehandlung. Pech also für den, der zwar häufig bei derselben Kette absteigt, die Meilen aber nicht auf die Hotelkarte, sondern auf sein Airline-Programm zieht. Er bleibt für die Hotelmitarbeiter ein Durchschnittskunde, die Sonderbehandlungen genießen andere.

Aber welches Programm ist das richtige? Da heißt es genau vergleichen: Passen die Hotels der gewählten Kette zu den Reisezielen? Nehmen die Häuser dort auch am Programm teil? Ab welchem Status wird bei vollem Haus ein Zimmer frei gemacht? Wie leicht kommt man an ein Upgrade? Soll es bei den kleinen Zusatzbonbons eher das freie Frühstück sein oder der Gratiszutritt zum Fitnessclub? Die Entscheidung hängt letztlich von einer Vielzahl von Faktoren ab. Wer Stärken und Schwächen der einzelnen Programme erkennen will, der muss schon genau hinsehen.

Accor Le Club

Das einzige originär europäische unter den großen Hotelprogrammen gibt sich seit Jahresmitte frisch geliftet. Der neue „Le Club“ schafft den Spagat zwischen Economy- und Luxusmarken deutlich besser als sein Vorgänger. Zwar stören immer noch die unterschiedlichen Gutschriften für Ibis und den Rest der Accor-Markenwelt, für Ibis Budget gibt es weiter gar keine Punkte. Aber immerhin sind die Gutschriften jetzt bei allen Marken und an allen Wochentagen einsetzbar. Servicevorteile wie bevorzugtes Check-in umgarnen sogar schon das einfache Mitglied ohne Status. Ab dem Silberlevel sind dann Late-Check-outs die Regel, Goldkunden werden mit Upgrade bei Verfügbarkeit gelockt. Insgesamt ist das Accor-Treueprogramm übersichtlich, dank des Vouchersystems vielseitig und eindeutig stärker auf europäische Geschäftsreisende ausgerichtet als die großen US-Konkurrenten.

Best Western Rewards

Bei der größten Kooperation selbstständiger Hoteliers darf Mittelklasse getrost als Auszeichnung gelten. Gutschriften gibt es beim gemeinsamen Frequent-Guest-Programm für fast alle Raten, Prämien in Deutschland allerdings erst ab 12.000 Punkten. Wer es sich nachher anders überlegt, der kann seine Punkte in Air-Berlin-Topbonus-Meilen tauschen. 5.000 Punkte bringen dann 2.000 Meilen, das ist allerdings – wie bei der Konkurrenz auch – in der Regel kein gutes Geschäft. Besser überlegt man sich gleich, auf was man sparen will. Die Meilengültigkeitsregel entspricht dem Branchenstandard: Werden innerhalb von zwölf Monaten nach dem letzten Aufenthalt keine Punkte gesammelt, so verfallen alle bis dahin gesammelten Punkte. Insgesamt ist Best Western Rewards ein solides Programm, dessen Hauptvorteil die breite Verfügbarkeit quer durch Deutschland und die Welt ist. Etwas ärgerlich sind die sehr unterschiedlich teuren Prämiennächte. Aber das liegt wohl daran, dass jeder Hotelier diese Raten selbst ansetzen darf.

Hilton HHonors

Dies ist aktuell das beliebteste Programm in den USA. Gutgeschrieben werden Punkte auf die gesamte Rechnung, also auch auf Essen und Trinken, Wäscherei und Pay-TV. Hauptpluspunkte sind der von Hilton erfundene Double Dip – man bekommt gleichzeitig Punkte und Meilen im Airline-Programm seiner Wahl – sowie das Gratisfrühstück für Goldmitglieder. Für eine Prämie dürfen die Punkte aus zwei Accounts kombiniert werden. Eine Prämiennacht kostet je nach Hotelkategorie zwischen 5.000 und 95.000 Punkten. Ein Schnäppchen sind die von Zeit zu Zeit angebotenen „Point Stretcher“: Sie machen zu bestimmten Terminen eine Prämiennacht um 40 Prozent billiger. Punkte verfallen nur, wenn innerhalb eines Jahres keine Kontobewegung stattfand. Wer das verhindern will, der kauft z.B. ein paar Punkte. Extrapunkte zu verdienen gibt es bei der Hilton HHonors-Kreditkarte. Diese Visakarte der DKB bietet zwei Punkte pro umgesetztem Euro (drei bei Hilton), automatisch die Goldmitgliedschaft, zehn Prozent auf Speisen und Getränke bei Hilton Deutschland, einen Willkommensbonus von 10.000 Punkten, 1,05 Prozent Guthabenzinsen und kostenfreie Bargeldabhebung weltweit zum Preis von 48 Euro pro Jahr.

Der Hyatt Gold Passport

(Verhältnismäßig) klein, aber fein mit „nur“ 500 Hotels ist Hyatts Punkteprogramm. Gutschriften sammeln lassen sich auch in Spa und Restaurant. Prämiennächte sind ab 1.000 Euro Umsatz verdient, eine Gratisübernachtung in den beiden günstigsten Häusern in Deutschland (Düsseldorf und Mainz) ist allerdings erst nach 2.400 Euro Umsatz zu haben. Gelobt wird die sehr zuverlässige Upgrade-Politik in die feinen Regency Clubs. Wer mag, der kann Prämienpunkte auch für Zimmer-Upgrades oder Nebenkosten im Hotel ausgeben. Die Punktekombination von zwei Accounts ist zulässig und Prämien sind übertragbar. Der Platinumstatus wird bereits nach fünf Aufenthalten oder 15 Übernachtungen verliehen, die Folge sind kostenloser Internetzugang auf dem Zimmer und garantierte Zimmerverfügbarkeit bei Reservierungen bis zu 72 Stunden vor Anreise.

IHG Rewards Club

Beim ältesten und größten Hotelbonusprogramm erfolgen Gutschriften auf die komplette Hotelrechnung: Zehn Punkte werden pro Dollar gutgeschrieben, bei den Billigmarken Staybridge Suites und Candlewood Suites sind es nur fünf. Für 10.000 Punkte kann man eine Übernachtung in einem Holiday-Inn-Hotel einlösen, für InterConti-Hotels muss man 30.000 bis 40.000 Punkte anlegen. Schnäppchenjäger halten die PointBreaks-Sektion der Website im Blick, dort gibt es Aktions-Prämiennächte für 5.000 Punkte. „Hotels Anywhere“ nennt sich ein Hotelscheckprogramm, das überall eingelöst werden kann, wo American-Express-Kreditkarten akzeptiert werden – auch in Hotels der Konkurrenz! Einmal gesammelte Punkte-Guthaben sind zeitlich unbefristet gültig. Prämien können auf den Namen jeder beliebigen Person ausgeschrieben werden. Die Goldkarte wird ab 15 Übernachtungen pro Kalenderjahr ausgestellt. Garantierte Zimmer bei Buchung bis 72 Stunden vor Ankunft gibt es allerdings erst bei Platinum, also ab 50 Nächten pro Jahr. Ein echter Programmvorteil: Der Status lässt sich auch über Meetings erreichen. Wer zwei qualifizierende Meetings pro Jahr veranstaltet, der erreicht den Platinum-Status, ohne ein einziges Mal selbst übernachtet zu haben.

Marriott Rewards

Der Hotelriese aus Salt Lake City schreibt stets zehn Hotelpunkte oder zwei Flugmeilen pro ausgegebenem Dollar gut, bei den Marken Courtyard, Fairfield Inn und Springhill Suites allerdings nur auf die Zimmerrechnung ohne Extras. Fünf Punkte pro Dollar sind beim Luxuspartner Ritz Carlton zu holen, Tagungsplaner bekommen drei Punkte pro Dollar für qualifizierende Tagungen. Ein echtes Plus: Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten schränkt Marriott Langzeitgäste beim Sammeln nicht ein. Eine Prämienübernachtung in der günstigsten Kategorie ist 7.500 Punkte wert, in der teuersten sind es 45.000 Punkte, bei Ritz-Carlton geht es bis 70.000 Punkte. Die fünfte Prämiennacht ist stets kostenlos. Beliebt sind Schnäppchenrabatte bis 33 Prozent unter dem Motto „Point Savers“. Wer will, der kann ab 5.000 Punkten in ein besseres Zimmer upgraden. Punkte verfallen bei Marriott Rewards nicht, Prämien sind übertragbar und halten in der Praxis ewig: Nach 24 Monaten Untätigkeit kann ein Konto zwar laut AGB geschlossen werden, das wurde aber noch nie umgesetzt. Silbermitglieder erhalten kostenloses Internet, der Status ist mit zehn Übernachtungen erreicht. Buchungsgarantie (bis 48 Stunden vor Ankunft) bietet aber erst Platinum, wofür es 75 Übernachtungen pro Kalenderjahr oder die Organisation von sieben Veranstaltungen zu schaffen gilt.

Starwood Preferred Guest

Mit gut 1.000 Hotels weltweit ist Starwood ein kleinerer Gigant der Hotelbranche. Das Meilenprogramm Preferred Guest muss aber keinen Vergleich scheuen. Starpoints gibt es auch für Restaurant, Telefon und Wäscherei. Bereits nach drei bezahlten Aufenthalten sollte in der Regel eine kostenfreie Übernachtung am Wochenende drin sein, rechnet die Webseite vor. Alternativ lassen sich Starpoints auch für Zimmer-Upgrades anlegen; die kosten zwischen 1.000 und 2.750 Punkte pro Nacht. Auf spg.com/moments kann man Erlebnisprämien wie Golfen mit einem Champion ersteigern. Vor Ort im Hotel lassen sich „Instant Awards“ buchen, etwa eine Massage. Punkte verfallen, wenn nicht wenigstens alle zwölf Monate eine Kontobewegung stattfindet. Prämien sind auf jede beliebige Person ausstellbar, aber nicht übertragbar. Gebuchte Prämienaufenthalte können jedoch kostenlos storniert werden, die Punkte werden wieder gutgeschrieben. Ein Highlight: Zwischen Mitgliedern desselben Haushalts können Punkte übertragen werden. Der Goldstatus winkt nach zehn Aufenthalten oder 25 Übernachtungen binnen eines Jahres. Fortan bekommt der Gast ein Jahr lang drei statt zwei Starpoints pro umgesetztem Dollar bei seinen künftigen Aufenthalten. Platinumkunde wird man mit 25 Aufenthalten oder 50 Übernachtungen pro Jahr. Zusätzliche Vorteile sind das bestverfügbare Zimmer bei jedem Aufenthalt und garantierte Zimmerverfügbarkeit bei Buchung bis 72 Stunden vor der Anreise.

Text: Hans-Werner Rodrian; BUSINESS TRAVELLER Magazin 5/2014

 

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Titel der BUSINESS TRAVELLER Ausgabe 5/2014



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