Wenn es ein Flughafenprojekt der Superlative gibt, das Auswirkungen auf den gesamten Luftverkehr haben wird, dann ist das der neue Flughafen Istanbul. Egal ob in Frankfurt oder Doha, sobald ab Dezember 2018 der Flugbetrieb vom alten, überlasteten Atatürk Airport in Stadtnähe verschwindet, werden das andere Drehkreuze zu spüren bekommen, zumal Istanbul mit einer exzellenten geografischen Lage punkten kann. Der neue Flughafen, bisher namenlos, wird möglicherweise nach Präsident Erdogan benannt, seinem größten Verfechter. Das riesige Areal, mit 77 Quadratkilometern dreimal so groß wie der Frankfurter Flughafen, liegt 34 Kilometer nordwestlich der Innenstadt, am dünn besiedelten Ufer des Schwarzen Meeres. Die neue Metro-Linie M11 wird von der Station Gayrettepe in der City nach sieben Stopps und 26 Minuten den Flughafen erreichen, wobei bisher nicht klar ist, ob die Anbindung bei Eröffnung schon fertiggestellt sein wird. Der Flughafen ist das größte Infrastrukturprojekt in der fast 100-jährigen türkischen Geschichte.
Bis 2023, dem hundertsten Geburtstag des Landes, soll Istanbul nach Passagieren der weltgrößte Flughafen sein vor Atlanta, Peking und Dubai – so lautet das Ziel. Anfangs stehen mit zwei Start- und Landebahnen erst 50 Prozent der späteren Gesamtkapazität zur Verfügung, schon 16 Monate nach Eröffnung soll auch die dritte Bahn fertig sein, die Kapazität liegt dann bereits bei 90 Millionen Passagieren. Zum Vergleich: In diesem Jahr erwartet Istanbul 70 bis 75 Millionen Fluggäste. Bis 2028 soll der Ausbau auf sechs Bahnen abgeschlossen sein, die Kapazität bei 150 Millionen Passagieren im Jahr liegen, erweiterbar sogar auf 200 Millionen. Geschätzte Baukosten bis dahin: Zehn bis 30 Mrd. Euro. Das Terminal selbst wird mit 1,3 Millionen Quadratmetern Fläche das größte der Welt unter einem Dach. Das elegante, gewölbte Dach hat die Struktur eines Lattenrosts und soll bläuliches Licht nach innen durchlassen. Ein Markenzeichen soll der Kontrollturm sein, dessen Form an eine Tulpe erinnert.