Text: Sabine Galas, BUSINESS TRAVELLER Magazin 3/2016
„In der Cloud Nine und Economy Class, inclusive ShebaMiles Gold, ShebaMiles Silver und Star Gold, belaufen sich die Kosten über den oben angegebenen Freigrenzen auf 150USD pro Gepäckstück. Zwischen USA und ADD, BJM, DAR, EBB, JIB, JRO, JUB, HRE, KGL, KRT, Mittlerer Osten, Asien, Europa und andere afrikanische Ziele die nicht hierbei genannt sind auf 200 USD pro Strecke.“ Noch Fragen?
Obiger Absatz stammt aus den Gepäckbestimmungen von Ethiopian Airlines und erschließt sich – um es mal vorsichtig auszudrücken – nicht jedem gleich beim ersten Lesen. Was nicht an der Sprache liegt: Nicht jeder kennt die Reiseklassen der Gesellschaft aus dem Effeff, und auch die aufgelisteten IATA-Codes dürften so manchen überfordern, der nicht regelmäßig auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs ist.
Zur Ehrenrettung der äthiopischen Airline muss jedoch gesagt werden, dass verwirrende Angaben zum Thema Gepäck keine Seltenheit sind in der Branche – ganz im Gegenteil. Die anfallenden
Gebühren für aufzugebende Koffer zu ermitteln kann zur Herausforderung werden, für untrainierte Laien gerne auch mal zur zeit- und nervenraubenden Tortur.
Wer einmal versucht, online und ohne professionelle Hilfe Preise von Aufgabe- und/oder Übergepäck einzelner Fluggesellschaften zu ermitteln, stößt in den allermeisten Fällen auf einen Dschungel von Tarifen, seitenlange Beförderungsbedingungen, endlose Tabellen und schwer nachvollziehbare Regeln. Einheitlich ist allenfalls das flächendeckende Fehlen von Transparenz und Vergleichbarkeit.
Jede Airline hat eigene Freigrenzen und Preise, berechnet Gepäckgebühren nach Strecken, Zonen, Klassen, Tarifen und Meilenstand – oder, wie bei Ferienfliegern üblich, auch nach Saisonzeiten. Hier durchzufinden ist schon für Geübte eine Prüfung. Inge Pirner, Travel-Managerin bei der Datev eG, hält die Informationspolitik der Airlines für beabsichtigt: „Sie machen es so kompliziert, weil sie davon ausgehen, dass sich keiner damit befasst, und Gelder generieren wollen, die über den reinen Flugpreis nicht mehr reinkommen. Das ist Teil des Konzepts.“
Seit Liniengesellschaften mit Low-Cost-Airlines konkurrieren müssen, haben sich die Strukturen grundlegend verändert – Serviceleistungen, die vor Ryanair & Co. selbstverständlich im Ticketpreis enthalten waren, werden heute (nicht nur von Günstigfliegern) häufig als Extra posten berechnet. Damit wird es Kunden erschwert, die zur Verfügung stehenden Angebote objektiv zu prüfen: „Je mehr Zusatzkosten ich berücksichtigen muss, desto weniger kann ich transparent vergleichen“, sagt Inge Pirner. „Und genau das ist gewollt.“