Obwohl die Vorteile auf der Hand liegen, hat sich die Idee, Flughafenzubringer auf die Schiene zu verlagern, erst langsam durchgesetzt. Eine aktuelle Bestandsaufnahme
Text: Andreas Spaeth, BUSINESS TRAVELLER Magazin 6/2015
Es war im Jahr 1927, und es war natürlich in Berlin, wo zum ersten Mal die Idee umgesetzt wurde, Passagiere, Besucher und Mitarbeiter schnell, billig und effizient per Zug zum Flughafen zu bringen. Der U-Bahnhof Paradestraße in der damaligen und heutigen Hauptstadt wurde seinerzeit in „Flughafen“ umbenannt und zum offiziellen Halt für alle, die den Flughafen Tempelhof erreichen wollten. Schon 1937 allerdings zog der Airport-Bahnhof weiter, und der Übergang zum Terminal wurde am späteren Platz der Luftbrücke eingerichtet – was genau so blieb bis zur Schließung von Tempelhof im Jahr 2008.
Auch bei der Anbindung von Flughäfen an das Fernbahnnetz spielte Deutschland ganz vorne mit: Bereits 1951 wurde der Bahnhof Flughafen Berlin-Schönefeld gegenüber dem damaligen DDR-Zentralflughafen in Betrieb genommen. Und im Olympiajahr 1972 konnte Frankfurt am Main im neuen Terminal Mitte erstmals unterirdisch mit einem Bahnhof aufwarten, der bis heute sowohl S-Bahn- als auch Fernzügen als gut vernetzte Airport-Haltestelle dient.
In Europa waren neben Deutschland vor allem die Schweiz mit Zürich oder die Niederlande mit Amsterdam Vorreiter, wenn es darum ging, den sogenannten intermodalen Verkehr zwischen Flugzeug und Schiene in Gang zu bringen – mit all seinen Vorteilen: Passagiere sparen Zeit und Geld, die Umwelt Emissionen und die Flughäfen den Bau immer mehr und immer neuer Parkhäuser. Es hat lange gedauert, bis sich diese Idee auch außerhalb der genannten Pionierländer durchsetzte. Außerhalb Europas baute allein Tokio-Haneda bereits 1964 auf einen Flughafenzubringer auf Schienen.
Heute gibt es nach Angaben der International Air Rail Organisation (IARO) rund 200 Flughäfen auf der Welt, die in der einen oder anderen Form über eine Zuganbindung verfügen, 400 weitere befinden sich mit einem entsprechenden Projekt in unterschiedlichen Stadien der Planung oder bereits im Bau. Diese verteilen sich über den gesamten Globus: Helsinki, Danzig, Toulouse, Edinburgh und das chinesische Ningbo gehören zu den Städten, deren Flughäfen erst seit Kurzem über Eisen- oder Straßenbahnanbindungen in die City verfügen. In einem fortgeschrittenen Stadium befinden sich derzeit zum Beispiel Projekte in Dublin, Prag, Burgas (Bulgarien), Jaroslawl (Russland), Dschidda (Saudi-Arabien), Salt Lake City, Denver oder Abidjan an der Elfenbeinküste. Konkrete Pläne gibt es für Bukarest, Florenz, Washington-Dulles und Kairo.
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